Karibik

21.1.06: Steffie u. die Kinder sind wieder an Bord und gleich seekrank. Die Ankerbuchten sind schwelliger als im Mittelmeer. Auch die Store Bay. Abendessen gibt es erst um elf. Der Schoner Luz Divina neben uns sinkt. Zwei einheimische Jungs schöpfen mit Eimer. Keine Chance. Die Coast Guard reagiert nicht auf Telefonanrufe, Alfred funkt sie an – es wird offiziell. Zwei Stunden später sind sie mit Pumpen da. Vorher waren wir am Turtle Beach und sehen eines abends eine riesige Leatherback Turtle, die am Strand unter unseren Augen die Eier ablegt. Ein tolles Erlebnis. Weniger erfreulich ist der Schwell am Strand, der Alfred plus Dinghy einmal umlegt. Da bleibt nur der marode Pier in Plymouth, um trocken vom Strand ins Boot und zurück zu gelangen. Das gibt’s nur in Tobago: Die Polizei fährt uns nach dem Essen zurück, nachdem wir klagen, dass die Taxen teuer sind – kostenlos.

30.1.06: Die Rettungsaktion der Luz Divina wurde noch mehrmals gestartet. Wir glauben, wer jetzt schon die Seekarten berichtigt und dort ein Wrack einträgt, macht keinen Fehler. In der Bucht liegen auch der Katamaran September mit Gabi und Franz, die wir schon von Lanzarote kennen. Die Store Bay und der Pigeon Point, das ist Karibik pur: Tolle weisse Strände, Palmen bis ans Wasser…und nicht zu vergessen Shirley von Bago’s Beach Bar, der einzigen Bar direkt am Strand und DER Seglertreff vor Ort.

7.2.06: Wir sind seit 31. Januar in Grenada. Uns gefällt es auf den ersten Blick besser als Tobago. Vielleicht sind wir doch keine Entdecker??? Hier ist alles etwas schöner und gepflegter, die Häuser, die Restaurants, und unschlagbar: Grenada Chocolate Company. Eine kleine Schokoladenfabrik, die organischen Kakao von der angrenzenden Belmont Farm verwendet, kein Milchpulver und sonstigen Mist. Wir leeren unsere Kasse und decken uns ein. Zurückbringen werden wir keine Tafel. Seit Tagen schwebt ausserdem das große Fragezeichen über unseren Köpfen: Bleiben wir noch ein Jahr in der Karibik oder fahren wir gleich weiter? Wenn wir hier bleiben, wo fahren wir in der Hurrikan-Season hin – nach Boston oder Brasilien und Venezuela. Geht es durch den Panama-Kanal oder unten rum? Wir habe noch keine Antwort. Jetzt ab zum Strand-Pool des True Blue Hotels und zur bislang besten Pina Colada….

11.2.2006 Heute haben wir Karina und Vito verabschiedet und waren anschließend lecker Sushi Essen. Schnell Luken dicht und los. Ein Blick zum Himmel – alles blau. Die Wäsche könnte trocken sein, wenn wir zurück kommen. Hatten wir gedacht, wie übrigens schon einige Male vorher. Wie üblich sammelten wir auch dieses Mal wieder tropfnasse Bettlaken etc. ein. Morgen früh starten wir einen neuen Trockenversuch. Anschließend geht es weiter Richtung Norden nach Union Island.

Vito und Bella in der True Blue Bay, Grenada

12. bis 26.2.2006: Wir sind am 12.2. gleich los Richtung Norden. Ueber Carriacou nach Mayreau. Dort war ein fast leerer Strand, der sich nur fuellt, wenn die Kreuzfahrtschiffe kommen. Wir hatten Glueck. Die Kinder haben gleich Freundschaft mit kleinen Locals geschlossen. Punktum: Dort war es echt schoen. Anschliessend gings endlich in die Tobago Cays. Traumplatz, schnorcheln fast vom Boot aus, ankern direkt am Riff, was will man mehr. Zur Feier (ein halbes Jahr unterwegs) gabs gegrillten Lobster, direkt geliefert ins Cockpit. Nach 3 Tagen Idylle triebs uns weiter nach Bequia. Slippender Anker, schlaflose Nacht – hier bleiben wir nicht. So bleibt uns die angebliche Schönheit von Bequia verborgen. Wir fahren nach St. Vincent, Young Island Cut, bleiben dort wieder 3 Nächte und dann gehts weiter nach St. Lucia. Langsam wird die Karibik kommerzieller und die Ankerbuchten werden voller. Aber uns gefaellts immer mehr.

Sechs Monate unterwegs – das muss gefeiert werden. Lobster geliefert ans Boot, der Wein aus dem Bestand

1.3.2006 Rodney Bay Marina, St. Lucia. Nicht so dolle: Trübes Wasser, das Boot hängt nur hinten fest und an der Mitte an einem wackeligen Poller. Wir setzen den Buganker, zur Sicherheit. Was uns gefällt sind die vielen Bars und Restaurants, es ist was los hier. Die Kinder haben mit Michael aus der Schweiz einen Freund gefunden. Soufriere und die Pitons, unsere Ankerplätze der letzten Tage, waren traumhaft. Schnorcheln direkt vom Boot aus, nur 10 m zum Strand, Baden im Wasserfall, Alfreds (fast vollendete) Piton-Besteigung usw. Aber wir wollen ja nach Norden, und da muss es einfach heissen: Anker los.

3.3.2006 Rodney Bay Marina, St. Lucia. Was macht man so in der Karibik? Alfred spürt mit dem Endoskop einer defekten Pumpe oder einem lecken Schlauch nach. Steffie macht endlich das Web-Update (fast) fertig, wäscht und wartet die Regenwolken ab. Kennedy poliert unseren Rumpf, die Kinder machen mit dem Scooter die Marina unsicher….kurzum: another day in paradise.

5.3.2006 Rodney Bay Marina, St. Lucia. Heute haben wir uns ein Auto gemietet, um die Insel aus anderer Perspektive zu sehen. Die zwei Erwachsenen fanden es schön – unsere Kinder weniger. Wir mussten wieder mal ein Ass aus dem Ärmel ziehen, das hieß „Drive-in“. Nicht Burger King oder McDonalds, sondern in den Vulkan bzw. kurz davor. Es stinkt, brodelt und raucht.

25.3.2006: Guadeloupe, Marina Bas du Fort. Hier in der Marina gefällt es uns, die Kinder toben mit den Scootern über den Steg und es gibt ENDLICH wieder einen Supermarkt, der für unsere verwöhnten Gaumen den Namen auch verdient. Wir liegen 10 Tage hier. Erstmals sehen wir auch wieder deutsche Boote und es gibt ein schönes Wiedersehen mit Michaela und Volker von der La Gitana, das wir mit einem Abendessen feiern. Robert, Patricia und Vincent haben wir hier über Judith kennengelernt, die von jetzt an als Aupair bis zur Südsee mit uns fährt. Trotz der kurzen Zeit kann man sagen, wir sind Freunde geworden. Wir hoffen, wir werden sie einmal zum Gegenbesuch nach München locken können.

Von St. Lucia sind wir recht flott hierher gelangt. Das war nicht geplant. Aber unseren Stopp in Martinique in der schönen Bucht Grand Anse d‘arlet hat uns ein slippender Anker (oder war‘s wieder Paranoia?) verleidet. Wir sind am nächsten Morgen weiter. Dominica, man liebt oder man hasst es, sagt man. Wir konnten (wollten) es nicht prüfen. Unsere erste Anlaufstation war unmöglich zum Ankern und dreckig und stinkend (Roseau). So haben wir illegal in Castaways geankert. Das war ein schöner Ankerplatz, aber viiiieeel zu schwellig. Also hatten wir keine Lust auf einen dritten Versuch auf Dominica und fuhren weiter zu den Les Saintes Inseln. Die kleine Inselgruppe ist einen Besuch wert. Ein Geheimtipp ist es nicht mehr, aber trotzdem schön. Alfred hat mittlerweile die Herpes recht kräftig erwischt und er geht zum Arzt. Nach der 3. Nacht wird es uns auch hier zu rollig.

1.4.2006: Vor 7 Tagen verließen wir Guadeloupe. Steffie hat sich noch mit dem Tankwart gestritten, der unsere Leine in der Hand hält und nicht belegt, obwohl wir schon auf ein Motorboot zu driften. Nach einem Zwischenstopp in den Les Saintes geht es los – unsere erste längere Tour mit Kindern. Geplant: 7 Tage bis San Blas. Steffie ist das erste Mal durchgängig fit, dank Skopoderm-Pflaster, das wirklich hilft und nicht müde macht. Renate v. d. Flamingo: Danke für den Tipp! Auf den Les Saintes treffen wir noch Beate und Detlev von der Kira von Celle und Alexandra, Peter und Finn mit ihrem Katamaran Risho Maru. Nach 2 Nächten wird es wahr: Wir legen ab für die nächste große Tour mit über 1100 Seemeilen. Schön geht es dahin, wenig Welle, etwas zu wenig Wind. Und Premiere: Wir haben unseren ersten Fisch gefangen, einen Wahoo, ca. 1 m lang (ungemessen) und 20 kg schwer. Es hätte alles so schön sein können, hätte. Warum, fragen wir uns, muss immer etwas kaputt gehen, noch dazu in der Nacht. Pünktlich kurz vor 12 Uhr Mitternacht gibt es einen Knall und der Spi-Baum mit ausgebaumter Genau bricht aus seiner Verankerung am Mast. So können wir nicht in den Pazifik. Also unterbrechen wir die Reise und fahren den kleinen Umweg nach Bonaire.

Unser erster Fisch: Wahoo

2.4.2006: Aus ist es mit dem geplanten, ruhigen Sonntag. Kakerlaken-Alarm!! Judith sieht das Vieh gerade noch aus der Cola-Verpackung huschen. Nichts wie hinterher. Alfred erwischt sie. Gott sei Dank war die Cola bis vor wenigen Minuten noch in einer der Backskisten beim Steuerrad. Alles wird ausgepackt, in Salzwasser und Süsswasser gewaschen, abgeschrubbt und abgesprüht. Es scheint, wir hatten Glück und es war nur eine.

5.4.2006: Es gibt schlechtere Orte, um auf Teile zu warten. Die Insel selbst ist eher karg mit viel Buschland u. Kakteen, aber ansonsten Klasse: sicher, freundlich, sauber, und mit tollen Riffen direkt am Strand. Wir schnorcheln am Strand vor der Hauptstadt und machen einen Kite-Kurs. Bis zum Body-Dragging haben wir es geschafft. Der Kite zieht uns bäuchlings durchs Wasser. Aber er macht schon ab und an, was wir wollen. Nur hat die Sache einen Haken: Anfänger zieht es immer nur in eine Richtung. Ohne Rettungsboot geht also gar nichts. Jetzt müssen wir irgendwann aufs Brett….und lernen wie man zurückkommt.

12.4.2006: Komisch, irgendwie packen uns nach mehr als 10 Tagen in einer Marina immer wieder Fluchtgedanken. So schön es hier war. Bonaire hat uns wirklich gut gefallen.

19.4.2006: Man darf auch mal Glück haben. Die meist gefürchtete Stelle in der Karibik begrüsst uns mit Flaute. Die Überfahrt nach San Blas hatten wir eher zu wenig Wind und fast glattes Wasser. Wir Frauen und Kinder an Bord waren glücklich drüber. Lieber motoren und Fische fangen, anstelle Fische füttern. Einmal setzen wir den Parasailor. Beim Runterholen verhängt sich das blöde Ding oben im Anschlag von der Genua. Alfred lässt sich von Steffie mutig die 26 m den Mast hochziehen und behebt das Malheur unter Geschaukel.

24. April 2006: Bye, bye San Blas. Es war unbeschreiblich schön hier. San Blas findet man sicher (noch) nicht im Neckermann-Katalog. Wir hoffen, dass es so bleibt. Das hier ist ein Insel-Paradies. 365 Inseln, teilweise unbewohnt, wenige Meilen voneinander entfernt und meist von einem Riff umschlossen..

Am ersten Nachmittag entern ca. 15 Kuna-Frauen unser Boot, um uns Molas zu verkaufen, das berühmte Kunsthandwerk der Indianderfrauen. Alfred fährt mangels fahrtüchtigem Dinghy mit Einbaum-Taxi zum Einklarieren und erlebt eine Beinahe-Kenterung. Ohne Schöpfen geht bei den Dingern sowieso nichts. Wir folgen einer Einladung des Kunas Rafael in sein Dorf. Er lotst unser Boot durch die Untiefen und wir ankern direkt vor Mamitupu. Eine Einladung beim Saila, dem Dorfchef, folgt. Wir sitzen auf den überall auf der Welt vorhandenen Plastikstühlen im Kreis. Judith spielt als Gastgeschenk Saxophon. Da staunen sie, die Kunas. Mamitupu, das sind 16 Hütten mit 200 Einwohnern und einer Aussenstelle mit ebenfalls 7 Familien auf einer Mini-Insel. Kein Fleckchen Sand ist mehr ungenutzt. Wir machen den Fehler und schenken Rafael ein ausgedrucktes Foto. Leute macht das nie! Die nächsten paar Stunden kam eine Kuna-Mama nach der anderen, um ihre Kinder fotografieren zu lassen. Viele schön rausgeputzt mit weißen Hemden. Stolz nehmen sie die ausgedruckten Fotos mit. Wir ergreifen aber dann nach gefühlt mehreren Stunden Fotografieren und Drucken ohne Pause die Flucht.

Ab zur nächsten unbewohnten Insel – möglichst weit weg vom nächsten Kuna-Dorf. Die finden wir auf Gunboat Island. Die Einfahrt durchs Riff ist lt. MaxSea-Chart 12 m tief – in Wahrheit sind es 4 m. Der Besitzer, eine nette Kuna-Familie, begrüßt uns mit Visitenkarte und lädt uns ein, die Insel zu betreten. Yogi, ein (übrigens empfehlenswerter) Charter-Skipper und Divemaster, mit der Samantha-Nova liegt neben uns. Erstmal verpasst er uns den Schreck, dass Kunas keine Vorstellung von Tiefe haben – und wir denken an Rafaels Lotsenmanöver in Mamitupu und unser Vertrauen in seine Fähigkeiten zurück. Gemeinsam verbringen wir mit Yogi, Teresa und ihrem Gast Andrea auf der Insel einen netten Grillabend. Tags darauf machen wir eine River-Tour; mit einem Einbaum geht’s ans Festland und zu Fuß ca. 40 min durch den Regenwald zu Wasserfällen. Und immer wird fleißig geschöpft. Ein schönes Bad mit Wasserrutsche und frechen Fischen, die kräftig zwicken belohnt uns. Wir bleiben ein paar Tage auf Gunboat Island, kaufen Krabben und Langusten von den Kunas.

Geschäftstüchtig sind sie schon, die Indianer. Tauschen wollte mit uns keiner. Jeden Morgen kam mindestens ein Einbaum mit einer Familie, die uns Molas oder Schmuck verkaufen wollte – gegen harte Dollars. Unser Bier, die letzten Cola-Dosen und unsere Kekse haben wir uns anfangs abbetteln lassen. Jetzt sagt Steffie, es ist Schluss. Es gibt nichts mehr und wir kaufen auch keine Molas mehr. Das spricht sich auch bald herum und die Besucher, die immer gerade dann mit dem Einbaum ankommen wenn wir gerade zu frühstücken anfangen, werden weniger. Den letzten Abend verbringen wir in den Lemon Cays, die einen einfacher zu navigierenden Absprung Richtung Panama erlauben.

26. April 2006: Oh, wie schifft‘s in Panama. Regen, Regen und nochmal Regen. Von den San Blas Inseln bis hierher hatten wir schönen Wind und 3 bis 4 m Welle. Wir stoppen in Portobelo, einem historischen Ort – die Spanier verschifften hier das Silber aus Peru nach Europa. Es sind nur Ruinen zu sehen und der Ort ist alles andere als aufpoliert. Wir liegen wie vor Anker wie im See, mit herrlichem Blick auf die grüne, überquellende Natur. Panama plus San Blas – ein schönes Revier.

Seit gestern liegen wir in den Flats im Breakwater vor der ersten Schleuse. Es ist eine Atmosphäre wie auf dem Bahnhof. Viele Boote, die seit Tagen oder Wochen darauf warten durchzukommen. Einige, die auf nichts warten und sowieso seit Jahren hier sind. Man trifft sich im Restaurant des Panama Canal Yacht Club. Dazwischen die großen Pötte. Und es regnet immer wieder. Die Regenzeit beginnt. Den langen Weg vom Ankerplatz zum Dinghy-Dock überstehen wir nicht trocken. Wir treffen Walter und Rita von der Noa wieder, die heute abends überraschend schleusen dürfen. Für uns ist es am Freitag soweit.