Pazifik mit Südsee

Marquesas

Fatu Hiva

25. Juni 2006, abends ca. 21.20 Uhr Ortszeit. Die Ankerbucht in Fatu Hiva liegt vor uns. Wir sind da!! Zwar 20 Minuten später als per Funk angekündigt, aber immerhin. Uns erwarten bereits die „Luna“, die „Ripple II“ und die „Helene“, die alle ein paar Stunden bzw. einen Tag vor uns eingelaufen sind. Sie hatten für uns die Ankerlichter angemacht und leuchten uns mit ihren Taschenlampen. Es ist stockdunkel. Wir fahren mit Radar in die einfach anzusteuernde Bucht und ankern auf ca. 20 Meter. Groß getestet wird nicht mehr. Es kommt viel Kette raus und in dem Vertrauen, dass wir maximal ins offene Meer abgetrieben werden, schmeissen wir uns in die Kojen.

Am Morgen dann die große Überraschung. Eine tolle Bucht. Steile, grün bewachsene Felsen und am Ende ein kleiner Ort. So hatten wir uns die Südsee vorgestellt. Wir werden nicht enttäuscht. Nach einem gemütlichen Frühstück mit den Resten unserer Bestände geht es an Land. Der Ortspolizist genehmigt uns 3 Tage Aufenthalt. Mit der „Luna“-Crew Bart, Dagmar und Soleil wandern wir nachmittags zum Wasserfall für ein erfrischendes Bad. Brrr, das ist kalt, schätzungsweise ca. 21 Grad. Aber es tut gut. Unser erstes Bad seit Floreana auf Galapagos.

Hier wird nicht eingekauft, sondern getauscht. Die Frau, die frisches Obst anbietet, macht auch gleich klar, was sie gerne hätte: neue Flipflops und T-Shirts.

Einkaufsmöglichkeiten sind hier rar. Für wichtige Einkäufe bleibt nur die weite Reise nach Tahiti. Uns mag deshalb die Wertigkeit eines Tauschgeschäfts von einigen T-Shirts, Flipsflops, etc. ungleich vorkommen. Doch die Insulaner hier haben eben nur das Obst. Naja, Steffie verzichtet auf ihr 2. Paar Flipflops, in Tahiti gibt es sicher neue. Bella mustert ihre zu kleinen T-Shirts aus und alle sind glücklich. Wir schleppen 2 riesen Pomelos, einige Orangen und viele Zitronen zum Boot zurück und freuen uns über die frischen Vitamine. Als jedoch der Familienvater noch 10 m Leinen möchte, da verneinen wir doch.

Zusammen mit Dagmar und Soleil von der „Luna“ wandert der weibl. Teil der Verena-Crew plus Kilian auf den nahegelegenen Berg, auf dem ein Gipfelkreuz lockt. Nach über 1 Std. Aufstieg belohnt uns der Blick nach unten. Die erhoffte Brotzeit am Kreuz muss ausbleiben, es führt kein Weg hin. Also geht es wieder hinunter.

Tahuata

Gemeinsam mit der „Luna“ segeln wir am Donnerstag auf Empfehlung der „Noa“ nach Tahuata. Grillen am Strand ist angesagt. Das entsprechende Grillgut müssen wir uns angeln. Wir freuen uns schon, als ein kleiner Tuna beisst. So kann es weitergehen. Die Beissfreudigkeit der Fische hält auch an. Nur sind sie so groß, dass sowohl der Köder wie auch einmal die gesamte Leine bis zum Ende der Rolle samt Beute wieder im Meer verschwinden. Die Luna-Crew hatte mehr Glück und fischte einen großen Wahoo, womit sie die ganze Ankerbucht versorgten. Für uns zum Grillen hat es auch noch gut gereicht. Das hier ist eine Traumbucht, unbewohnt, weißer Strand und dahinter ein Kokoswald. Ist das das Paradies? Für kurze Zeit bestimmt.

Irgendwann müssen wir aber doch zum Einklarieren. Immerhin sind wir noch nicht offiziell gemeldet. Also auf nach Hiva Oa, das nur wenige Seemeilen von Tahuata entfernt ist. Als wir den Anker lichten, schreit Steffie plötzlich laut: Stopp. Eine riesen Koralle hängt untrennbar am Ankergeschirr. Jetzt erklärt sich auch, warum wir heute nacht leicht gedriftet sind. Das Ding ist wohl abgebrochen und mit der „Verena“ am anderen Ende langsam über den Boden geslippt. Alfred holt den Vorschlaghammer. Anders ist dem Brocken nicht beizukommen. Ein Manta-Rochen sieht interessiert zu.

Hiva Oa

In Hiva Oa gefällt uns der Ankerplatz gar nicht. Platz ist eigentlich nicht vorhanden, ein Teil des Hafens ist gesperrt für Segler und dahinter wird es schnell flach. Wir legen die Bereichsgrenze etwas großzügiger aus, anders hätten wir nicht ankern können. Bug- und Heckanker müssen raus. Beide halten nicht besonders. In der Bucht treffen wir alte Bekannte wieder: Jean (diesmal ohne Ginette) von der Launans und Betsy und Andrew mit ihrem Trimaran. Judith freut sich, endlich wieder französisch sprechen zu können und zieht mit los zu einem Fest in Hiva Oa. Die Leute sind sehr freundlich und für die 2 Kilometer lange Strecke vom Ankerplatz ins Dorf findet sich immer jemand, der uns mitnimmt. Manche fahren sogar einen Umweg, um uns abzusetzen. Wir sind erstaunt wie sauber hier alles ist. Steffie findet auch endlich ihr ultimatives Souvenir: eine handgeschnitzte Holzschale aus einem berühmten Holzschnitzerdorf in Tahuata, angebl. eine Rarität. Alfred graut schon davor, das 80 cm lange Ding per Flieger nach Deutschland zu schleppen. Mittlerweile hält auch der Anker einigermaßen. Am nächsten Tag stößt die „Luna“ wieder zu uns und die Kinder freuen sich, wieder mit Soleil zu spielen. Judith und Steffie möchten noch unbedingt das Paul Gauguin Museum besuchen und ziehen los. Leider hängen nur Replikate dort, wer die Originale besichtigen will muss z.B. nach Deutschland. Jacques Brels Flugzeug steht ebenfalls noch hier im Hangar zur Besichtigung, die gestrichen wird. Wir wollen heute noch los.

Wir haben uns mittlerweile entschieden, wir wollen am 14. Juli unbedingt in Tahiti sein zum großen Fest anl. des Sturms auf die Bastille. Also trennen wir uns mit leichter Wehmut von den Marquesas. Zuvor verabreden wir uns noch mit Jean, Betsy und Andrew in der altbekannten Bucht in Tahuata und feiern unser Wiedersehen mit einem Abendessen bei uns an Bord. Die Unterhaltung ist wieder einmal ein Mix aus englisch, französisch und spanisch – fehlt ein Wort in der einen Sprache, nimmt man halt die andere. Zwei Tage später geht es von dort wieder einmal los. Über 500 Seemeilen sind es zu den Tuamotus, also schätzungsweise 3 bis 4 Tage Fahrt, nach den über 4000 Seemeilen von Panama nach Marquesas fast ein Kurztrip.

Tuamotus

8. Juli 2006: Wir waren froh, als die ersten Atolle der Tuamotus zu sehen waren. Am Horizont konnte man mal hier und da ein paar Palmen ausmachen. Endlich vorerst keine Nachtwache mehr. Eigentlich war es im Vergleich zur Pazifiküberquerung ja nur ein kurzer Schlag, aber es hat uns gereicht. Wir sind etwas segelmüde. Während der Überfahrt hat Alfred uns ein Ratespiel aufgegeben: Woher kommt der Name Atoll? Kennt Ihr die Lösung? Ausserdem hatten wir unsere bislang größte Golddorade von gut 1 m gefangen und mit einem Filet gleich Rudis („Uhuru“) Bündnerfleisch- bzw. –fisch-Rezept ausprobiert.

Früher hatten die Tuamotus den Beinahmen „dangerous archipel“, denn die Atolle heben sich kaum von der Wasseroberfläche ab bzw. manche Riffgürtel sind direkt unter der Wasserlinie. Wie auf den San Blas Inseln findet man hier nur Sand, Palmen und türkisblaues Meer. Wir hatten keine Probleme, unser C-Map ist relativ genau. Alfred hat das Timing und den Wechsel zwischen dümpeln und motoren bei wenig Wind so geplant, dass wir tagsüber bei gut stehender Sonne in die Lagune einfahren konnten.

Wir hatten uns auf einen Tipp der „Spirit of Assy“ hin für Toau entschieden. Die relativ breite Einfahrt war für uns Atoll-Anfänger ideal und unser Tiefgang in der Lagune kein Problem. Aber die Strömung war schon beeindruckend. Wie im Whirl-Pool kräuselte sich das Wasser unter der Verena.

Wir bogen rechts ab, weil dort lt. Karte und Revierführer ein Dorf sein sollte. Obwohl die Durchfahrt gut betonnt ist, steigt der Adrenalinspiegel, wenn links und rechts die Korallenköpfe aus der Tiefe aufragen. Ob 2 m oder noch 5 m unterm Kiel sind, konnten wir nicht sagen. Wir vertrautem dem Vorausecholot, Judiths guten Augen und den Seekarten. Schließlich fanden wir einen sicheren Ankerplatz nahe am Ufer, bei dem uns weder Korallenköpfe noch die Tide gefährlich werden konnten.

Das Dorf stellte sich als einsame, verlassene Hütte heraus. Wir fuhren an den Strand, den viele knapp 10 cm große Einsiedlerkrebse und noch größere Strandkrabben besiedelten. Alfred köpfte grüne Kokosnüsse und wir veranstalteten ein Krabbenrennen. Das Rennen hatte einen eindeutigen Sieger: Steffies Einsiedlerkrebs.

Angeblich gibt es in manchen Lagunen angriffsfreudige Haie, konnten wir im Führer lesen. Wir kannten den Status quo in Toau nicht. So erfanden wir das Dinghy-Schnorcheln: Dinghy zum Korallenkopf, alle gleichmäßig verteilen und Nase ins Wasser. Seitenwechsel alle 5 Minuten. Bald wurde Steffie und Kilian schlecht. Aber es hat sich gelohnt. Wir sahen einige bunte Riff-Fische und einen Hai. Vor dem musste man allerdings keine Angst haben, er war noch recht klein. Alfred musste dann aber doch ins Wasser, weil sich der Anker in der Koralle verhakt hatte.

Es waren vier sehr schöne Tage in Toau. Wir lagen völlig allein vor dem Standstrand, weit und breit kein anderes Boot, und genossen die Ruhe. Das Wasser war teilweise so glatt wie auf einem See. 0 Knoten Wind. Leider hatten wir keine Zeit mehr für den Besuch eines anderen Atolls. So geht es am 11. Juli weiter nach Tahiti zur Marina Taina, wo unser Liegeplatz schon auf uns wartet.

Lösung von Alfreds Rätsel:

Atoll: Als die ersten Seefahrer in die Lagunen einfuhren, sagten sie: A(h) toll !!

Tahiti

von Tahiti nach Moorea, Huahine und Bora Bora und wieder zurück

Rechtzeitig vor dem Fest am 14. Juli landen wir in Tahiti. Während der Fahrt von den Tuamotus nach Tahiti war es wieder einmal so, dass die unangenehmen Dinge meist nachts passieren. In Alfreds Wache blitzt plötzlich der Sternenhimmel durch einen 3 m langen Riss in der Genua. Das hieß: Motor an.

Zur Marina Taina geht es zweimal am Rollfeld des Flughafens vorbei und wir müssen uns jedes Mal vorher über Funk die Freigabe von der Kontrollbehörde holen, welche die Segler mit dem Starten und Landen der Jets koordinieren. Die Marina Taina überrascht und positiv. Sie ist schön und hat europäischen Standard.

Ankerplatz vor der Marina Taina – 30kn Wind sind hier normal

Im Juli ist der Monat des Feierns hier. Anlass: Der Jahrestag zur Sturm auf die Bastille am 14ten des Monats. Diverse Areale in Papeete, der Hauptstadt, sind angelegt für Veranstaltungen wie Steinheben für Frauen und Männer, Speerwurf und die großen Tanzwettbewerbe. Papeete ist eine lebhafte Hauptstadt mit vielen kleinen Geschäften, die sich in den Gassen aneinanderreihen. Von der Marina, die außerhalb liegt, geht es mit den vielen privaten Linienbussen für wenig Geld ins Zentrum.

Ein bisschen Frust bereitet uns der Geldumtausch. Die Bankomaten nehmen keine nicht-französischen Mastercards. Nur eine Bank ermöglicht Barabhebungen am Schalter. Also heisst es regelmäßig anstellen.

Es wimmelt von Segelbooten. Auch die „Athena“ liegt für einige Tage hier, ein Dreimastschoner im Besitz von Netscape-Gründer Jim Clark. Die Fahrtensegler liegen meist vor Anker, am öffentlichen Pier oder eben in der Marina Taina. So treffen wir einige derer, die wir zuvor über das Pacific Island Net regelmäßig gehört hatten und können den Nummern nun auch Gesichter zuordnen. Überhaupt war Tahiti in Sachen Kontaktpflege ein recht fruchtbarer Boden. Es hat sich eine nette Gruppe von Booten getroffen, endlich auch wieder mit Kindern. Vier Jungs und zwei Mädels im ungefähr gleichen Alter rasen mit ihren Rollern über den Steg. Mal wird abends auf dem einen Boot gegessen, mal trifft man sich auf dem anderen. Einmal findet am Steg auch eine Pot-Luck-Party (Pot Luck = Einladung zum Essen, bei der jeder etwas mitbringt) der „Paddle Jumper“ (Gruppe von Seglern, die dieses Jahr von der US-Westküste über Mexiko in die Südsee sind) statt, bei der die österreichisch-deutschen Segler wie erwartet das größte Durchhaltevermögen bewiesen.

Wir sind seit Ende August wieder zurück in Tahiti. Am 10. September schaffen wir es endlich, einen Ausflug zu machen. Das Papenoo-Tal – eine Empfehlung von unserem „Mechaniker“ Michel – ist gigantisch. Überquellende Natur, überall aus dem Berg stürzende Wasserfälle. Als wir vor der völlig überfluteten Strasse stehen, dachten wir jedoch, dass dieser Ausflug zu Ende ist bevor er richtig angefangen hat. Über dieses Wasser kommen wir mit dem Kleinwagen – einem Citroen C3 – nie, der Tag ist gegessen. Ratlos stehen wir vor der Straße ins nasse Nichts. Ein Jeep nach dem anderen passiert den wasserüberfluteten Damm. Da entscheiden wir uns für‘s Trampen. Bald haben wir Erfolg. Ein Pickup nimmt uns mit bis zum Restaurant. Uns ist ganz schön mulmig, als unter unserem Auto das Wasser durchschießt. Wie zum Hohn kommen uns zwei Radfahrer ! entgegen. Sie schaffen es, wir auch. Philippe und Solange heissen die beiden, die eigentlich ein Picknick machen wollten und nun uns hinten auf der Ladefläche haben. Sie fahren uns zum Restaurant, bleiben gleich mit bei uns sitzen. Philippe kam vor langer Zeit hierher – auch mit dem Boot. Er blieb 15 Jahre auf den Marquesas, jetzt ist er Lehrer hier in Tahiti. Wir unterhalten uns gut und trennen uns nicht im Restaurant. Sie zeigen uns einen Wasserfall zum Baden, fahren mit uns noch zu einer alten Opferstätte und am Ende zurück zu unserem Auto. Nicht nur für die Kinder, auch für uns war das ein unvergessliches Erlebnis – Dank der liebenswürdigen Zwei. Unser Mietauto hätten wir übrigens auf jeden Fall geschrottet, selbst wenn wir über das Wasser gefahren wären. Später erfahren wir, dass die Autoverleiher keine Autos am Touristen geben, welche den Papenoo entlang fahren wollen. Wir wissen warum. Dafür benötigt es bei dieser Straße keine überfluteten Stellen. Es reichen schon die Aufsetzer beim Kurven durch die Wasserlöcher. Das Bodenblech unseres Autos scheppert zumindest auf dem Weg zurück bei jeder leichten Bodenwelle. Aber das bleibt natürlich unter uns.

15. September 2006 – Es geht wieder los. Wir wollen über Maupelia und ein paar weiteren Inseln nach Tonga. Die letzte Station vor dem Absprung nach Neuseeland. Seit 7. September ist Claudia an Bord, unser neues Au-Pair. Sie wird uns bis Neuseeland begleiten.

Okt. 06: Wir sind nach knapp vier Wochen Rundreise durch die Gesellschaftsinseln und einen Ausflug Richtung Suwarrow in den Cooks wieder zurück in Tahiti. Nein, wir haben KEINEN Blumenkranz ins Wasser geworfen, in der Hoffnung, einmal wiederzukommen. Das war in den Marquesas. Das kann es also nicht gewesen sein. Trotzdem sitzen wir momentan hier fest. Seit kurzem verfolgt uns eine Pechsträhne. Wir können es bestätigen. „Fahrtensegeln = um die Welt reparieren“. Das geht zwar auch anderen so, man kann aber beobachten, je einfacher die Technik und je kleiner das Boot, umso mehr Freizeit hat der Skipper. Unser Au-Pair Claudia hat uns in Bora Bora verlassen und wird mit der Morning Calm nach Tonga weiterfahren. Mit etwas Glück geht es bei uns in 2 bis 3 Wochen weiter auf direktem Weg nach Neuseeland.

Nov. 06: Langsam tut sich etwas: Die Segel sollten nächste Woche fertig sein. Doyle liefert uns eine neue Genua, das Großsegel wird repariert. Alfred hat in mühevoller 2tägiger Arbeit die Motorsteuerungsplatine eingebaut und sie funktioniert, die Dieselpumpe geht wieder und div. Kleinigkeiten sind auch behoben. Vielleicht kommen wir nächste Woche los. Aber der eigentliche Event heute: Halloween. Isabell (nicht unsere, sondern die Frau des Marina-Managers) hat für die Kids hier ein Halloween-Fest organisiert. 90% Franzosen und 10% Deutsche (unsere 2) verkleiden sich und laufen von Boot zu Boot. Alle Einwohner hier sind gut präpariert und die Tüten füllen sich. Sogar die Superyachten hier sind spendierfreudig. Das Abendessen fällt heute für die Kinder etwas süss aus. Naja, die gesunden Tage werden wir nachholen. Jedenfalls war es für alle ein Riesenspaß. Für Bella wurd‘s zudem ein Riesenschreck. Sie fasst in ihre Tüte für das „letzte“ Stück Bonbon und was greift sie? Etwas schwarzes, feuchtes…jedenfalls ein komisches Teil. Plötzlich ein Schrei: Eine Krabbe ist in der Tüte. Irgendwie hat sich das Tier eingeschlichen. Es wird natürlich nicht gegessen.

Moorea

Das ist unsere Lieblingsinsel hier auf den Gesellschaftsinseln. Wir ankern für ein paar Tage in der traumhaften Opunohu-Bay, fast alleine, um uns herum nur hohe Berge – wir erinnern uns an Fatu Hiva, unseren ersten Landfall in der Südsee. Die anderen Boote drängen sich an dem kleinen Ankerplatz am Strand vor der Buchteinfahrt. Hier steht einiges auf dem Programm.

Erstens: Kirchgang am Sonntag in Papetoi. Steffie schmeisst sich in ihr Tahiti-Kleid und die ganze Familie sitzt brav in der Kirche. Wir bleiben den ganzen Gottesdienst lang, der MP3-Player läuft mit. Am Schluss werden wir sogar vom Pastor persönlich begrüsst.

Zweitens: Rochen füttern. Ein Muss hier auf Moorea. Wir bewaffnen uns mit einer Dose Thunfisch, Schnorchel und Maske und fahren mit dem Dinghy zum Futterplatz, einer kleinen Sandbank in türkisem Wasser vor einer kleinen Insel. Ein Touri-Boot ist auch schon da, und natürlich die Rochen. Alfred ist mutig und füttert sie. Sie schwimmen an ihm hoch und umarmen ihn mit den Flügeln. Das machen sie auch bei uns, merken aber bald, es kommt keine Belohnung. Als noch zwei Haie durchschwimmen, wird uns doch mulmig. Aber kein Problem. Die Rochen umkreisen uns noch etwa eine halbe Stunde und auch die Kinder hatten irgendwann ihre Angst verloren und bleiben tapfer stehen.

Drittens: Delfin-Schwimmen. Im Interconti gibt es ein Delfinarium. Wir wollen den Kindern eine Freude machen und melden uns zum Familienprogramm an: Wir fünf allein mit einem Delfin. Nicht nur den Kindern macht das einen riesen Spaß. Das tolle Erlebnis, einmal einen Delfin zu streicheln und zu küssen, trübt allerdings der Preis: 500 Euro für 15 Minuten mit dem Delfin im Wasser. Fotos machen wird verhindert (keiner will uns fotografieren), dafür sollten wir anschließend die vom Hotel gemachten Bilder abnehmen: Eine CD mit 7 Bildern für schlappe 65 Dollar, jedes weitere Bild nochmal 5 Dollar. Wir lehnen dankend ab.

Viertens: Wir fahren zum Aussichtspunkt Belvedere und wandern zurück. Oben haben wir einen herrlichen Blick auf die beiden Buchten, Cooks Bay und Opunohu Bay, den Alfred als Panoramafoto einfängt. Ach ja, der Tiefenmesser geht nicht mehr.

Huahine

…egen in türkisem Wasser, schwimmen, schnorcheln und essen unser bisher bestes Poisson Cru in einem netten Restaurant am Strand. Es hat hier am Strand teilweise soviel Strömung, dass wir „Drift-Schnorcheln“ probieren – 20 cm überm Sandboden, die Korallen greifbar nahe. Ein paar Tage später lichten wir den Anker und fahren nach Fare, wo wir unsere Freunde Rudi und Andi von der „Uhuru“ treffen. Wir planen die gleiche Route Richtung Tonga, nur wir werden – so dachten wir damals noch – ein paar Tage voraus sein.

Bora Bora

Eigentlich, ja eigentlich wollten wir hier gar nicht her. Aber es lag auf dem Weg, und ein Südsee-Besuch ohne Bora Bora, wer würde das verstehen. Also pausieren wir für eine Nacht im Bora Bora Yacht Club an der kostenlosen Mooring, essen im total überteuerten Restaurant wenigstens nicht schlecht und genießen unseren ersten Sundowner hier.

Morgens geht es los, wir wollen ja nach Maupelia. Das Wetter ist nicht berauschend, aber es ist ja nur eine Nachtfahrt bis zu dem kleinen Atoll. Die Nacht hat es in sich. Über 40 kn Wind, 6 Meter Welle, die sich seitlich übers Boot bricht. Maupelia quasi in Sichtweite. Doch keine Chance, bei dem Wetter können wir den Pass, der nur so breit ist wie unser Boot lang, keinesfalls passieren. Wir entscheiden uns, wir fahren weiter – und zwar außerplanmäßig Richtung Norden nach Suwarrow, weg vom schlechten Wetter. Wir rechnen mit 3 bis 4 Tagen, bis wir das Atoll erreichen. Unterwegs: Ein Fisch beisst. Alfred ruft: „Steffie, runter mit dem Gas.“ Steffie versucht es, es geht nicht und das übliche Geplänkel mit dem Skipper startet: „Alfred, es geht nicht.“ „Steffie, geh endlich runter mit dem Gas.“ Steffie: „Geht nicht, versuch‘s doch selbst.“ Nach einigem hin und her war auch der Skipper überzeugt. Es ging nicht. Die Motorsteuerung hat den Geist aufgegeben. Gut, dass noch eine Notsteuerung vorhanden ist. So lässt sich das Boot wenigstens fahren, wenn auch nur schwer im Tempo regulieren, auch die Schraube lässt sich nicht mehr verstellen und bremst uns beim Segeln um gut 3 kn. Wir denken: „Stellen wir uns vor, dass wäre im Hafen passiert?“ Nicht auszudenken. Kriegsrat. Die Einfahrt nach Suwarrow ist mit der Notsteuerung nicht möglich. Wir entscheiden uns, es geht weiter nach Tonga, noch weitere knapp 1000 sm. Gesagt, getan, Kurs geändert. Wir möchten kochen. Der Generator springt nicht an. Den benötigen wir aber, um die Batterien zu laden, z.B. f. d. Autopilot. Nebenbei entdeckt Claudia noch einen kleinen Riss im Großsegel. Nachdem auch die Genua schon sehr schwächelt und nur mit guten Glück die Reise nach Neuseeland überstehen wird, ist uns das Risiko in der Kombination mit Motor und Generator zu groß und wir drehen um. Nebenbei bemerkt sind die Segel erst ein Jahr alt. Alfred bekommt den Generator zwar unterwegs wieder geregelt, aber dennoch: Einige Tage und über 700 nm später laufen wir wieder in Bora Bora ein und gehen unter Notsteuerung an die Boje. „Uhuru“ und die „Morning Calm“ helfen uns beim Anlegen.

Zurück in Bora Bora stellt sich heraus, dass es nicht nur ein Riss, sondern viele, viele kleine Risse sind. Die erfahrenen Fahrtensegler sagen uns: „Kein Spectra auf Fahrtenyachten, das hält nicht, nehmt nur Dacron.“ Jetzt sind wir klüger. Die Entscheidung umzukehren war also richtig. Für uns bedeutet es, wir müssen zurück nach Tahiti und die Segel und die Motorsteuerung reparieren. Mittlerweile hat auch noch die Dieselpumpe durch Korrision ihren Geist aufgegeben, die sinnigerweise in der Bilge und damit in der Feuchtigkeit montiert war.

Wir entschließen uns, die letzten Tage vor der Zwangspause in Tahiti die Zeit in Bora Bora noch zu genießen. Wir radeln einmal um die Insel mit kleinen Pausen z.B. im Bloody Mary‘s. Witzig: Vor vielen Häusern findet sich im Garten ein Grab, das mitunter auch als Ablage für Eimer etc. genutzt wird. Sei das Haus noch so schäbig, das Kanu davor ist immer hochglänzend. Die Sonnenuntergänge am Steg vor dem Bora Bora Yacht Club (eher ein Restaurant) sind unschlagbar und solange man beim Bier oder beim Happy-Hour Drink bleibt, auch einigermaßen finanzierbar. Jedenfalls wird der Sundowner quasi institutioniert. Jeden Abend findet sich die gleiche Runde ein: Rudi und Andi von der Uhuru, Hans und Kari (Hoffentlich richtig geschrieben) von der Medusa, Simon und Karon von der Morning Calm und einmal auch Beate und Heinz-Jürgen von der Spirit of Assy mit ihren Gästen von der Ingrid. Oft werden wir Fahrtensegler bewundert von den Charter-Seglern, die hier regelmäßig einen Stopp einlegen. Wenn die wüßten, wie gut sie es haben: Keine Reparaturen, kein Teile organisieren, einfach das Boot abgeben, und weiter geht es.

Am 9. Oktober fahren wir wieder zurück nach Tahiti. Ein kurzer Zwischenstopp am Ankerplatz vor der Opunohu Bay in Moorea zum Frühstück und ein letzter Blick in unsere Lieblings-Bay, dann geht es weiter die letzten Meilen nach Tahiti. Kurz vor Sonnenuntergang fällt der Anker vor der Marina Taina. Da sind wir wieder. Steffie hätte nicht gedacht, dass sie ihr Englisch-Kurs-Paket für die Kinder doch noch persönlich in Empfang nehmen kann. Auf das Paket hatten wir zwei Wochen gewartet, es kam und kam nicht. Einen Tag nach der Abreise aus Tahiti war es dann endlich da.

Aber das war der einzig positive Aspekt. Am nächsten Morgen montierten wir zu zweit die schweren Segel ab. Damit nur nicht das Gefühl aufkommen könnte, die Pechsträhne sei vorbei, verhakt sich die Rollreffanlage und wir bekommen das Großsegel fast nicht mehr herunter. Die Plastikschienen haben sich ineinander geschoben. Das Problem ist mittlerweile wieder behoben. Allerdings wartet schon wieder eine neue Überraschung auf uns. Alfred öffnet die Klappe des Stauraums, wo sich die Rettungsinsel befindet. Sie quillt uns fast entgegen. Die Gasflasche ist geplatzt und hat die Rettungsinsel aufgesprengt. Wieder eine Bestellung mehr. Der Wifi-Betreiber hier freut sich. Wir sind rege Nutzer seines Services. In Tahiti gibt es nahezu keine Ersatzteile für Segelboote. Alles muss bestellt werden, und das zu horrenden Kosten. Eine Jabsco-Dieselpumpe, die in Deutschland für gut 400 Euro zu haben ist, kostet hier mit Frachtkosten aus Neuseeland gute 800 Euro. So sitzen wir hier und warten auf diverse Ersatzteile und hoffen, dass wir es noch vor den ersten Zyklonen Richtung Neuseeland schaffen.