6.12. bis 13.12.07 – Thailand empfängt uns mit lautem Geknatter der Longtail-Boats, die Urlaubsgäste von den ankernden Fähren ans Ufer verschiffen. Unser Ankerplatz in Koh Lipe ganz im Süden Thailands stellt sich als äußerst belebt heraus. So kann man sich täuschen. Wir dachten, wir ankern vor einem einsamen Sandstrand auf einer wenig besuchten Inselgruppe. Statt dessen reiht sich ein Ressort an das andere. Wir hätten uns das denken können, nachdem sogar von Langkawi aus Touren zur Butang Gruppe angeboten werden. Vergeblich suchen wir zudem die 11 Meter Ankertiefe, die es wohl geben soll. So schmeissen wir das Eisen auf über 20 m. Belebt ist aber nicht nur der Strand, sondern auch das Meer. Es schaukelt uns ganz gewaltig hin und her. Nach zwei Tagen haben wir genug und fahren weiter nach Norden und nur wenige Meilen nach unserem Ankerplatz auf Koh Lipe sehen wir den idealen Stop. Hat wohl nicht sein sollen.
Wir möchten langsam Richtung Phuket. Koh Rok Nok verspricht ein schönes Ziel zu sein: zwei Inseln mit steil aufragenden Felsen, Sandstrand, klares Wasser. Die Ostbucht kommt wegen Schwell nicht in Frage, so gehen wir nach Westen. Auch dieses Mal haben wir wenig Glück. Der ausgewiesene Ankerplatz ist ebenso schwellig, weitere Alternativen scheinen keine mehr vorhanden zu sein. Da sehen wir einige Fischerboote im Fünferpack an der Südküste ankern. Unser Tiefenmesser zeigt 36 m, aber keinen Schwell. Wo Fischer ankern, kann es nicht schlecht sein. Also runter mit der Kette. Wir sind zufrieden mit uns. Alfred und Kilian statten den Fischern einen Besuch ab und kommen mit einem großen Plastikkorb voller Gamas, Kalamares, Krabben und Fischen zurück. Die Fischer wollen nur ein paar Bier dafür. Während wir noch fleissig Meeresgetier putzen liegen die Fischerboote mal links, mal rechts von uns. Das kommt uns spanisch vor. Wieviel Leine haben die gesteckt? Wir ankern um, dieses Mal auf über 40 m. In der Nacht kommt der Schwell und neben den Wellen weckt uns ein lautes Hupen. Neben uns ankert ein Fischerboot in voller Beleuchtung – und meint, wir kämen ihnen zu nahe. Wäre wohl die Frage, wer hier wem zu nahe kommt? Wir waren schließlich zuerst da. Aber Schwell, Fischer und zudem irgendwo ein Stein nahe der Wasseroberfläche, dessen genaue Lage wir nicht kennen, treibt uns um 2 Uhr nachts endgültig in die Flucht.
Unser nächstes Heil suchen wir in Koh Phi Phi. Hier erwarten wir keinen einsamen Strand. Jeder weiß, das hier ist ein Touristenmagnet. In der Nordbucht ankern wir vor einem kleinen Strand, der von einer großen Affenfamilie bewohnt wird. Wir kommen abends an und finden überraschenderweise Ruhe. Am morgen karren sie dann in Schnellbooten und Longtails scharenweise die Touristen heran. Teilweise sind es über 20 Touristenboote. Immerhin kann man den Strand noch zwischen den Menschen erkennen. Aber am Nachmittag wird es ruhiger und wir haben Affen und Korallen für uns.
Koh Phi Phi wurde ziemlich vom Tsunami zerstört. Die Welle kam von beiden Seiten über den schmalen Sandstreifen, auf dem sich viele Shops, Restaurants und Hotels befinden. Es ist schon das meiste wieder aufgebaut, aber die Zerstörung ist an manchen Stellen noch sichtbar. Wir fahren zum Ort und freuen uns über eine richtig dünne, knusprige Pizza. Die angefressenen Kalorien dürfen wir uns dann wieder abarbeiten. Wir hatten die Tide nicht beachtet und müssen unser Beiboot einige Meter weit zurück ins Wasser schleppen.
Jetzt wird es langsam Zeit für Phuket. Sieben Tage nach dem Ausklarieren in Langkawi lassen einem die Behörden Zeit, dann sollte man seine Ankunft in Thailand offiziell melden. Die Ao Chalong Bay ist uns zu flach, so ankern wir ausserhalb. Nachher geht es nach Koh Yao Yai für einen Zwischenstopp, bevor wir in die Yacht Haven Marina einlaufen können. Kaum liegt der Anker ruft uns eine Frau laut „Hallo“ und sie und ihre Begleiter fahren mit ihrem Longtail-Boot zu uns, in der Hand 3 große Krabben schwenkend. Ein Geschenk, für uns. Sie wollen nichts, statt dessen winkt die Frau immer unseren Kindern zu, die mit der Aufmerksam, die sie erzeugen, wenig anfangen können. Scheu blicken sie auf den Boden und lächeln verschämt.
18.12.07 – Yacht Haven Marina, Phuket. Wir warten auf Oma und Opa, die ihre Enkelkinder – und auch uns – über Weihnachten hier besuchen. Es ist ziemlich voll hier und nach drei Tagen haben wir einen festen Liegeplatz. In Phuket bestimmt die Tide oft unser Weiterkommen. Genau vor der Marinaeinfahrt liegt eine Sandbank und wir können erst bei Hochwasser an unseren Liegeplatz. Auch die Strömung fuchst uns, doch bei weitem nicht so stark wie in Kuah, Langkawi, als Alfred gegen 3 Knoten von der Seite in den engen Liegeplatz steuern musste. Hier oben, im Norden der Insel, ist es weniger touristisch und die Bevölkerung ist eher muslimisch. Etwa 1 km entfernt gibt es ein Dorf, und Alfred testet gleich den Friseur und tags darauf den dorfeigenen Bolzplatz, wo er von der heimischen Jugend zum Mitspielen eingeladen wurde. Neben der Marina sind ein paar kleine Lokale mit leckerem Thai-Food. Fast täglich spazieren wir zu Phen und ihrer kleinen Coconut Bar & Restaurant. Sie lässt sich gerne in die Töpfe gucken und wir lernen quasi nebenbei wie man Tom Yum Goong Suppe zubereitet.
8.1.08 – Nach drei Wochen geht es für Steffies Eltern wieder nach Hause. Die Tage vergingen wie im Flug. Nach einer Einführung in thailändisches Essen mit einer scharfen Tom Yum Goong Suppe bei Phen fahren wir nach Koh Phi Phi Don, wieder an unseren Ankerplatz beim Monkey Beach. Steffies Bruder, auf Rundreise in Asien, kommt auch für einige Tage zu uns. Am Heiligabend liegen wir allein (auch das gibt es noch) an einer Mooring-Boje zwischen einem aus dem Wasser ragenden Felsen und einem pittoresken Sandstrand.
Einziger Nachteil: Es schwellt und „Verena“ rollt leicht hin und her. Als das Gesicht von Steffies Bruder immer grüner wird, entscheiden wir uns, die geplanten Feierlichkeiten abzukürzen. Statt Tapas gibt es für ein paar Gäste Seekrankheitstabletten.
Am nächsten Morgen geht es zurück zum Ankerplatz vor dem Strand mit seiner Affenkolonie. Von 10 Uhr bis 16 Uhr wechseln sich die Touristenboote im Minutentakt ab. Anscheindend sind auch die Affen für die Touristen angeheuert. Pünktlich mit dem ersten Boot sind sie am Strand und lassen sich füttern.
Bis zum Neujahr arbeiten wir uns langsam zur Surin Bay hoch. Einige Tage genießen wir vor Koh Mai Ton, einer schönen Insel mit klarem Wasser (in Thailand nicht überall der Fall) und einer außer Betrieb genommenen Hotelanlage. Wir landen am Pier und ein Golfcart holt uns ab. Große Fragezeichen in unseren Gesichtern. Fruchtdrinks warten schon auf uns. Ob das Restaurant geöffnet sei? Nein, aber man könne uns etwas machen. Na klar, wir sind hungrig. Als die kleine Portion Fried Rice auf dem Tisch steht, erklärt uns der Manager: „Seit gestern haben wir für Tagesgäste geöffnet. Es kostet 700 Baht pro Person, Wasser, Fried Rice, freie Handtücher am Strand inbegriffen.“ Man reinigt sogar den Pool für die Kids. Also schlucken wir kurz, zahlen die knapp 100 Dollar und verbringen den Tag am Strand. Koh Mai Ton ist mangels Hotelgästen eine sehr ruhige Insel und wir bleiben einige Tage hier, allerdings am Boot. Das war uns gemessen am Preis-Leistungsverhältnis doch zu teuer.
Oma und Opa samt Steffies Bruder Florian bekommen schnell einen Einblick in den Segleralltag: Schwellige Ankerbuchten, die uns nachts die Flucht ergreifen lassen, nasse Überfahrten im Dinghy mit Beinahe-Kenterungen in den Brechern die in Nai Harn und in der Surin Bay an den Strand knallen. Doch sie sind tapfer. Silvester verbringen wir im Restaurant des Chedi-Resorts. Mit Bikini und Badehose fahren wir durch die Brecher an Land, ziehen uns am Strand um, um dann nur wenig lädiert aber nicht ganz so aufgetakelt wie die Hotelgäste im Restaurant zu sitzen.
Das anschließende Feuerwerk genießen wir vom Boot aus. Einfach gigantisch, was die chinesische Feuerwerksindustrie so hervorbringt, etwa Lichterbälle die dann wie Lampions zu Boden gleiten. Der Hit aber sind die etwa 1 m hohen, 70 cm weiten Seidenpapier-Ballons. Sie werden wie ein Heißluftballon mit offenem Feuer gezündet und in den Nachthimmel entlassen.
Die letzten Tage sind wie Urlaub. Wir grillen uns auf dem Teutonengrill in der Nai Harn Bucht, die uns bisher von den typischen Urlauberplätzen am besten gefällt, und treffen unsere Freunde von der „Uhuru“ wieder. Abends sitzen wir bei Tiger und Thai-Essen im kleinen Lokal in der neben Nai Harn liegenden, kleinen Ao Sane Bucht, einem bei den Deutschen beliebten (sind wir deshalb so gern hier?) Segler– und Taucher-Treff.
18.1.08 – Der Wind ist endlich da, wir müssen/wollen los zu den Malediven. Wir fühlen uns schon fast wie Langzeitsegler, hier in der Nai Harn Bucht. So lange war unser Anker noch nie an einem Platz. Es ist schön hier, wenn der Wind passt und der Schwell der Andamanen See nicht in die Bucht drückt. Die Kinder finden schnell Freunde am Strand. Für ein Tage kommen auch ihre alten Freunde von der „Tradewind“ wieder. Steffie bringt Kilian und Isabell zum Spielen auf das holländische Boot und eine halbe Stunde später stockt ihr fasst der Atem: Koen und Bella, die beiden Erstklässler, segeln mutterseelen-allein quer durch die Bucht zu uns herüber.
Bella steuert (zum 2ten Mal in ihrem Leben), fährt Wenden wie eine Alte. Überhaupt ist die nächsten Tage Dinghy-Segeln in wechselnder Besatzung angesagt. Ansonsten stehen die üblichen Vorbereitungen für eine längere Seereise auf dem Programm: Mindestens 4 Supermärkte besuchen, um die Einkaufsliste abzuarbeiten, 300 Dosen Bier bunkern (es muss reichen bis Ägypten, dazwischen gibt’s keins oder nur sehr teuer), waschen, Boot putzen, kleine Instandhaltungsarbeiten, und abends eben zum Seglerstammtisch beim Wirt in der Ao Sane Bucht. Seit 16.1. ist auch Lisa hier, unsere Mitseglerin aus Kalifornien, die trotz Jet-lag klaglos die Abende im Restaurant durchhält. Ausserdem befriedigen Alfred und Steffie ihre Entzugserscheinungen mit einem durchaus achtbaren Leberkäs und Spiegelei in der „German Bakery“.
19.1.08 bis 23.1.08 – Man könnte es einen kleinen Ausflug nennen, wenn er denn beabsichtigt gewesen wäre. Nach zwei Nächten und gerade vor dem Sombrero Channel in den Nicobaren bricht uns eine diagonale Unterwante, die den Mast stablisiert. Weiterfahren ist zu gefährlich, also drehen wir um. Die Fahrt zurück gegen Wind und Wellen kommt uns doppelt so lange vor als die Fahrt weg von Thailand. Nick von der Yacht Haven Marina hat glücklicherweise einen Stegplatz für uns freimachen können, so steht einer Reparatur nichts mehr im Weg.
1.2.08 – Es ist wieder repariert. In einer Rekordaktion hat Alfred die Unterwanten ausgebaut, Teile nach Deutschland geschickt und wieder zurück erhalten. Es ging schneller als gedacht und wir können nun endlich unsere Reise in die Malediven und zurück nach Hause fortsetzen. Wir hatten sogar mit einem Jahr bzw. Sommer Pause geliebäugelt, doch letztlich hat uns Kilians Schulzukunft davon abgehalten, da es für ihn bedeutet hätte, im September in eine neue Schule zu gehen und nach drei Monaten wieder weiterzusegeln und sich das Jahr darauf wieder eingewöhnen zu müssen.
Sri Lanka
12. bis 15. Februar 2008 – Unverhofft kommt oft, für uns Sri Lanka. Schon in Thailand gab es unter den Seglern intensive Diskussionen darüber, ob man nun auf dem Weg in die Malediven einen Zwischenstopp in Galle machen sollte. Die politische Situation mit den Tamil Tigers empfahl eher das Gegenteil. Segler, die dort waren, empfanden die Zeit sehr widersprüchlich, von schwelligem Liegeplatz, mehr als erträglich aufdringlichen Fischern, bettelnden Beamten und Navy-Soldaten, aber auch von einem schönen Land und dem tollen Flair der Stadt Galle war die Rede. Für uns war klar, dorthin fahren wir nicht. Wäre nicht der Wind gewesen.
Wieder einmal, wie schon so oft auf der Strecke seit Papua Neuguinea, mussten wir motoren. Dieselvorräte in der gewünschten Menge gab es nicht an unserem Zielort Uligan, in dem nördl. Malediven-Atoll. So entschieden wir kurzfristig: Wir fahren nach Galle, Sri Lanka.
Fazit: Es hat sich gelohnt, ein wunderschönes Land, schöne Bilder, die wir nie vergessen werden, und auch traurige, denn die Schäden durch den Tsunami von 2004 sind noch überdeutlich zu sehen, viel deutlicher als in Thailand. Es ist kein reiches Land, die Leute haben viel Leid erlebt und erleben es noch und der Wunsch nach einem höheren Lebensstandard ist verständlich. Allerdings führt der Wunsch zu Nebenerscheinungen wie Abzockversuchen und teilweise penetranter Bettelei nach Zigaretten und Geld. Der Ponton, an dem wir wie eine Spinne an Anker und langen Heckleinen plus diverser Spring-Leinen hingen, schwellte so stark, dass man meinte, man sei volltrunken, wenn man ihn betrat. Wir mussten mit dem Beiboot die 4-5 Meter vom Bootsheck zum Ponton fahren, näher konnte man nicht heran, sonst bestand die Gefahr, dass die „Verena“ auf den Steg sprang. Dennoch hatten wir auch hier ein schönes Abschiedserlebnis, als uns am Steg jemand eine Tüte frischer Garnelen und schöner Muscheln für die Kinder schenkte. Das gibt’s also auch und wir wollen diese Erlebnisse behalten und sind wirklich froh über diesen Stopp.
In drei Tagen hatten wir viel gesehen, dank eines Ausflugs ins Landesinnere. Sechs Stunden direkte Fahrt waren es von Galle nach Kandy im Inselinneren, vorbei an Reisfeldern, üppigem Regenwald. In Kandy befindet sich der für Buddhisten wichtige Tempel mit Buddhas Zahn. Es soll sich um den echten Zahn Buddhas handeln, der alle vier Jahre gezeigt wird.
Die Fahrweise hier ist gewöhnungsbedürftig, und hätten wir nicht das Gefühl gehabt, unser Fahrer Natale beherrschte die Situation des Überholens bei Gegenverkehr auf einer vierspurig befahrenen zweispurigen Straße, wären wir wohl ausgestiegen. So waren wir zufrieden, als Saman, unser Guide, an der für Verkehrsunfälle zuständigen Stupa (so wurde es uns erklärt) ein paar Münzen hinlegte und Buddha um eine sichere Reise bat. Das sei unsere Lebensversicherung, hieß es.
Traurig war der Anblick der Tsunami-Schäden an der Küste zwischen Galle und Colombo. Häuserruinen und daneben je nach Möglichkeit des Bewohners ein neues Haus oder eine Bretterbude. Unser Guide Saman wohnte direkt am Strand, wurde mitgerissen und weiß heute noch nicht, wie er, seine Frau und die zwei Kinder überlebten. Unser Fahrer Natale muss sich als einziges männliches Wesen der Familie nun um seine Mutter und seine zwei Schwestern kümmern, der Vater kam um. Unser Halt an dem Massengrab für 1270 tote Passagiere eines Linienzugs und 270 Dorfbewohner war entsprechend beklemmend.
Man lebt hier mit der Gefahr der lt. unserer Führer tgl. Anschläge der Tamil Tigers. Vor uns fuhr einmal ein Trauerwagen im Konvoi, ein frisch erschossener Soldat im Konflikt der beiden ethnischen Gruppen. Auch wir im Hafen, der Navy-Gebiet ist, bekommen die Probleme hautnah mit. Nachts schrecken uns Wasserbomben aus dem Schlaf, die gezündet werden um evtl. Froschmänner der Tamil Tigers abzuwehren. Neben uns liegt ein Kriegsschiff und abends drehen die Soldaten am Schnellfeuergewehr dieses in alle Richtungen, unter anderem auch auf uns – ein komisches Gefühl.
Das Highlight war zweifelsohne der Besuch der Elefanten. Zuerst durften die Kids plus Lisa auf einen gut einstündigen Ritt gehen, anschließend wurden sie vom Elefanten geduscht, dann ging es einige Kilometer weiter zu einem Restaurant mit Blick über ein breites Flussbett. Jeden Tag um 14 Uhr wandern gut 50 Elefanten direkt am Restaurant vorbei zu einem Bad im Fluss. Es war herrlich, die Tiere in Freiheit zu beobachten.
Malediven
18. bis 25. Februar 2008 – Hier auf Uligan, die Hauptinsel in nördlichsten Malediven-Atoll, stand ein Abschied an. Es war das letzte Atoll auf unserer Weltumsegelung, es war vermutlich das letzte Mal, dass wir in türkisem, 30 Grad warmen Wasser schwimmen konnten. Es wird kühler, karger und ist für die nächsten Monate auch mit wenig Badevergnügen verbunden, da es entweder die Kultur vor Ort nicht erlaubt oder das Wasser zu kalt ist, zumindest für Steffie.
Uligan ist vom Tourismus bislang unberührt, mit Ausnahme der Segler, die dort seit einiger Zeit sogar offiziell ein– und ausklarieren können. Als wir ankamen waren etwa 15 Boote am Ankerplatz, alle bis auf wenige Ausnahmen auf dem Weg nach Norden. Wer es noch nicht geahnt hatte: Die klassische Segelroute um die Welt ist zur Hauptsaison wie eine Autobahn. So treffen wir einige wieder, die wir schon kannten und wie üblich, gab es großes Hallo.
Auf Segler wirken die Malediven oft abschreckend, da sie als bürokratisch und teuer verschrien sind, was durchaus stimmt, wenn man z.B. zwischen den Inseln segeln möchte. Wer nur in Uligan stoppt erlebt nichts von dem. Kein Agent war zu bezahlen, keine Segelerlaubnis, der ganze Spaß kostete nur 5 Dollar Ankergebühr, bezahlbar ans Insel-Office. Es war ein großartiger Stopp – nicht wegen des Riffs, das relativ tot war. Vor allem wegen der Bevölkerung, deren Freundlichkeit schwer zu übertreffen ist. Die strengen Regeln, welche die muslimische Bevölkerung wohl vor zuviel negativen westlichen Einflüssen schützen sollen, waren für uns eher von Vorteil. Keiner kam z.B. ans Boot und bat um Zigaretten und Alkohol und wir konnten unsere Vorräte für die Beamten und Fischer in der Arabischen See und im Roten Meer schonen, die wohl wieder eher zur anderen Kategorie à la Sri Lanka zählen.
Von den Beamten bis hin zu den Müttern, die für uns beim von dem Dorf organisierten „Sailor‘s Dinner“ kochten, alle stehen den Seglern offen und tolerant gegenüber. Leider war Steffies Magen der ungewohnten Kost gegenüber nicht aufgeschlossen und der Abend endete unangenehmer als er begonnen hatte. Zuerst war es etwas befremdlich, dass man nie allein durchs Dorf laufen konnte. Doch bald stellten wir fest, es war kein Misstrauen, sondern die jungen Männer wollten sich nur unterhalten und bei der Suche nach Lebensmitteln behilflich sein. Warum sollte man auch sonst durch ein Dorf laufen?, dachten sie vermutlich. Nachmittags traf man sich am Strand, Seglerkinder und Dorfjugend. Die jungen Frauen lernten Lisa, Isabell und Sophie (SY Shipibo) wie man Fischkuchen bäckt, während Kilian mit einem Jungen und dessen Großvater fischen war und aus Palmblätter Fische und kleine Bälle flocht. Man scheint die Segler hier als willkommene Abwechslung zu betrachten. So vertrieben wir uns die Zeit mit Schnorcheln, Fischen und die Mutigen schwammen mit den Manta Rochen, die den Ankerplatz regelmäßig mittags und abends aufsuchten. Alfred ging zwar nicht schwimmen, bekam aber von einem riesigen Manta-Rochen unter dem Dinghy einen Schwall Wasser über, als der einen seiner Flügel aus dem Wasser nach oben schlug.
Wer weiß, wie lange dieses Segleridyll so noch besteht. Als wir dort waren, fand der erste Spatenstich für ein Hotelressort statt. Ein Zaun soll es vom Dorf trennen und in Zukunft sollen wird man dann dort wohl vom Hotel aus Bojen und Dienstleistungen für Segler anbieten. So hat man es uns erzählt. Die Jungs von Uligan, die noch nicht lange ihren Yacht Service Sailor‘s Choice ins Leben gerufen haben und sich recht für die Segler engagieren, sehen die Sache zwiespältig und hinter vorgehaltener Hand erfährt man, dass sie damit rechnen, ihren Yacht Service aufgeben zu müssen.