Neuseeland via Niue

Auckland

28.11.06 Es ist geschafft. Alfred, Phil und PJ laufen nach 9 Tagen in Auckland ein. Es war wie zu erwarten kein Sonntagsausflug hier runter. Alfred parkt souverän ein, trotz erneut ausgefallener Motorsteuerung. Die „Verena“ bleibt nur für einige Wochen im Viaduct Harbour liegen und wir vergessen, dass wir ein Schiff haben.  Wir haben ein Auto gekauft und hoffen, es läuft reparaturfreier. Für die nächsten 6 bis 8 Wochen wird Neuseeland erkunden.

Einlauf in Auckland

18.11.06 Steffie fliegt mit den Kids von Niue nach NZ. Die kurzfristig getroffene Entscheidung für einen Stopp in Niue und einen Weiterflug von dort anstelle von Tonga erweist sich als richtig. Einen Tag nachdem wir die Flüge gebucht hatten, kam die Nachricht von den Unruhen in Tonga. Man darf auch mal Glück haben. Niue gefällt uns. Der Polizist zu Alfred: „You are a brave man, sailing during cyclone season.“ Alfred zum Polizist: „You are a brave man, living here.“ Die Spur des verheerenden Zyklons, der zwei Jahre zuvor die Insel fast platt machte, ist noch deutlich zu sehen. Weniger „brave“ wäre die Crew plus Alfred wohl beim Schnorcheln gewesen, hätten sie in der Bar mit dem wenig vertrauenserweckenden Namen „Wash away“ vorher das T-Shirt hängen sehen. Es gehörte einem Mann, der genau am gleichen Schnorchelplatz von einem Hai angegriffen worden war. Alfred wird Mitglied im Niue Yachtclub (wie schon rund 20 000 andere Segler zuvor) und die Crew nimmt einen Drink mit dem Finanzminister. Alles ganz familiär hier und viel zu kurz. Aber die Zeit drängt, das nächste Tief kommt.

Coromandel Peninsula

6.12. bis 12.12.06 Für uns beginnt jetzt der Urlaub vom Segeln. Wir gehen auf Rundreise durch Neuseeland. Unser erstes Ziel: Die Pitoone-Cottages von Annegrit und Jessica Brück zwischen Matarangi und Whitianga auf Coromandel. Die Unterkunft ist noch ein Geheimtipp, der hauptsächlich von Aucklandern und weniger von Touristen genutzt wird. Wir hatten eine wunderschöne Zeit hier mitten auf dem Land und doch mit Meerblick. Die Kinder hätten den Hahn, der jeden Tag vor unserer Tür auf Essen wartete, am liebsten mitgenommen. Langweilig war uns keine Minute lang, trotz fehlendem Telefonempfang und Internet. Hierher würden wir gerne wiederkommen. Der ideale Platz zum Ausspannen.

Taupo

12.12. bis 15.12.06: Es geht weiter Richtung Süden: Taupo am gleichnamigen See, mit 619 qkm NZs größter. Ein riesiger Vulkankrater. Wir zelten. Das erste Mal. Den Zeltaufbau hatten wir schon auf Coromandel geübt, damit wir unter den ganzen Profis nicht zu sehr auffallen. Neuseeland wimmelt von sog. Holiday Parks, die Camper aller Kategorien aufnehmen. Wir entscheiden uns für DeBretts Thermalressort mit angeschlossenem Thermalbad plus Riesenrutsche, und gegen den ebenfalls in Taupo zu findenden Top 10 Holiday Park. Vorteil: DeBretts bietet Frühstück, ein Restaurant in 2 min Entfernung und einen schönen Blick über den See auf die schneebedeckten Berge. Wir haben ja nur das Zelt und kein Campingequipment dabei. Nachteil: Der Autolärm bringt uns fast um den Schlaf. Erst nach einem Umzug wird es etwas ruhiger, aber noch lange nicht leise.

Blick vom Terrace Hotel am Campingsplatz über den Lake Taupo

Die Gegend um Taupo sollte man nicht auslassen. Langweilig wird es in in dem voll auf Tourismus eingestellten Ort keinem. Sportlich und landschaftlich ist viel geboten (Fallschirmspringen, Bungy Jumping, Golf, Forellen fischen, etc.). Der Waikato River ist beeindruckend und die meisten Naturschönheiten sind kostenlos zu besichtigen. Das Highlight war hier die 1,5 stündige Helicopter Tour in die Vulkan-Berge des Tongariro Nationalparks und die wüstenähnliche Landschaft, die auch als Kulisse für Herr der Ringe diente. Hier brodelt es überall, selbst unter Taupo muss die Erde noch am kochen sein. Wer die Broadlands Rd. stadtauswärts fährt sieht Pferde, Rinder und Schafe auf rauchenden Weiden grasen.

Napier

15.12. bis 19.12.06. Wir sind in Napier gelandet und damit in der Weingegend um die Hawkes Bay. Die Weine von hier sind unsere NZ-Favoriten, z,B. von Sacred Hill, Craggy Range und noch ein paar anderen, kleineren Estates. Entsprechend stehen die nächsten Tage einige Weingüter auf unserer Besuchsliste. Steffie bedauert schon, dass ihr Weinkeller soweit entfernt ist. Und während sie die Weinrouten austüftelt, verschwindet Alfred zum Friseur. Zuerst waren wir von Napier enttäuscht. Wir hatten uns die Stadt irgendwie schöner vorgestellt, auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick hat Napier z.B. eine wundervolle Uferpromenade mit toller Inliner- bzw. Jogging-Strecke u. einen super Kinderspielplatz direkt vor unserem Motel.

Wellington/Porirua

19.12. bis 22.12.06. Wenn das volle Weizenbierglas (richtig, es gibt hier Weizenbier – zwar nicht vergleichbar, aber immerhin) durch einen Windstoß umfällt, dann ist es eindeutig zu windig. Wellington hat zwar ein nettes Flair, aber auf Dauer eindeutig: Nein. Vielleicht haben wir auf der Rückfahrt mit dem Wind mehr Glück und unsere Meinung ändert sich. Für die Kinder ein Erlebnis war allerdings das Nationalmuseum mit seinem interaktiven Spielebereichen.

Kaiteriteri/Nelson

22.12. bis 29.12.06 Man könnte meinen, wir hätten genug schöne Buchten gesehen, um nicht mehr ins Schwärmen zu kommen. Doch die Bucht von Kaiteriteri ist einfach schön. Kein einsamer Sandstrand, aber das stört nicht. Schöner goldener Sand, eingerahmt von buschbewachsenen Felsen, türkises, flaches Wasser. Ein schöner Urlaubsstrand. An diesem Ort feiern wir Weihnachten. Es ist sogar etwas weiß hier, zwar nicht vom Schnee, sondern von den Blüten der Manuka-Bäume, die rund um unser Holzhäuschen üppig wachsen. Einziger Wehrmutstropfen: Auf der kurvigen Strasse über den Takaka Hill fährt uns auf regennasser Bergstraße ein Auto in die Frontseite – auch ein Deutscher. Für die Weiterfahrt auf der Südinseln benötigen wir nun einen Mietwagen.

Weihnachtsessen mit Blick auf den Kaiteriteri Beach: Lachs-Blini m. Avocado, Lamm-Carre im Kräutermantel m. Kumara und schließlich den typischen Christmas Plum Pudding mit Custard (Vanille Soße), dazu einen Sacred Hill Syrah Reserve von der Hawkes Bay.

Blenheim

29.12.06 bis 2.1.07 Blenheim zieht uns nicht so an. Dennoch hinterlässt die Stadt bleibende Eindrücke. Zu denen zählt auf jeden Fall unsere Silvesternacht auf der River Queen, einem Ausflugsboot am Fluss u. seine netten Besitzer. Langsam schipperten wir (ein kleiner Kreis von < 20 Leuten) nächtens über den Fluss, sahen Aale im und Gänse am Wasser und über uns die Sterne. Einfach schön. Tags darauf ging‘s in die Marlborough Sounds zum Fischen, ein Geburtstagsgeschenk für Kilian. Wir fingen fleissig leckeren Blue Cod. Leider konnten wir unser Hotel-Restaurant nicht überreden, uns den Fisch zuzubereiten. Am Campingplatz fanden wir dann ein nettes Pärchen aus Auckland, das sich des Fisches erbarmte, und für uns gab es statt dessen Steak und Pommes in einer Taverne.

Methven-Area

2.1. bis 5.1.07 Wer hätte gedacht, dass uns ein kleines Schild am Rande so eine positive Überraschung beschert: die Gunyah Country Lodge von William und Simonetta Cottrell und ihren drei Kindern. Ein wunderschönes Haus, voller Antiquitäten (William sammelt originäre neuseeländische Möbel und hat darüber ein Buch geschrieben), und durchaus „suitable for children“. Im Gegensatz zu vielen, sich für etwas besseres haltende Herbergen hier, die offen Familien m. Kindern ablehnen. Hier tobten fünf Kinder zwei Tage lang durchs Haus, ohne dass William mit der Wimper zuckte – selbst als sein Sohn mit seinem ferngesteuerten Auto gegen die wertvollen Möbel krachte. Nachts gingen Alfred und Kilian zusammen mit William auf Possum-Jagd. Sie hatten zwar fleissig geschossen, aber nichts zur Verringerung der Possum-Population beigetragen. 

Gunyah Country Lodge

Ein lebendiges Possum bekamen wir dann in nächster Nähe von Chas in der Glenfalloch Station, Upper Rakaia River, geliefert: Er packte es einfach beim Schwanz und brachte es mit zum Barbecue. Beim Freilassen fiel es vor Schreck in den Teich. Bei Chas und Dietlind landeten wir durch einen Zufall, der sich als Glücksfall herausstellte. Ihre Farm liegt mitten in den Bergen, hinter dem imposanten Mt. Hutt, 50 km Schotterstraße, aber herrliche Ausblicke über das Flussbett und die schneebedeckten Berge.

Pause auf dem Weg Richtung Glennfalloch

Foto: Pause auf dem Weg Richtung Glennfalloch

Lake Taupo/Twizel

5.1.07 bis 6.1.07 Manchmal sind wir wie die Japaner: Den Lake Tekapo fotografierten wir im Vorbeifahren. Ein gigantisch, nahezu unwirklich wirkender türkisfarbener See, den man sehen muss. Doch der Ort dazu hat uns einfach nicht so gefallen. Deshalb übernachten wir im kleinstädtischen Twizel. Das quirlige Queenstown haben wir ebenso abgehakt und quasi im Vorbeifahren noch den dortigen McDonalds „mitgenommen“. Wir wollen die Südinsel abseits der Massenrouten erkunden und dafür ganz in den Süden.

Lake Tekapo – eines der optischen Highlights auf der Südinsel.

Riverton

6.1. bis 8.1.07 Wir wollten ganz in den Süden. Eher der Zufall verschlug uns nach Riverton, westl. von Invergargill. Dabei lernten wir, dass es sich wohl um eine der ersten europäischen Ansiedelungen in Neuseeland überhaupt handelt. Es waren Walfischfänger. Von der netten Dame, die vor Ort die „Information“ betreut, wurden wir gewarnt: Riverton sei sein Rentner-Ort. Wir fühlten uns nicht wie auf dem Altenteil: Wir hatten ein tolles B&B (Riverton Beachfront B&B), die Kinder liebten den „Haushund“ Missy und Alfred durfte mit dem Strandsegler des Hausherrn ein paar Runden drehen – kurzum, wir fühlten uns dort nicht als zahlende Gäste sondern als Freunde aufgenommen.

B&B mit Bade-Entchen

The Catlins

8.1. bis 10.1.07 Im touristisch voll erschlossenen Neuseeland bemühen sich die Tourismus-Manager um neue Attraktionen. Wohl deshalb werden jetzt verstärkt die Catlins beworben. Wir meinen, eine schöne Küste, wenig besiedelt. Wer dorthin fährt verlässt momentan noch die eingetretenen Pfade. Passable Unterkünfte sind allerdings rarer als in anderen Gegenden, entwickeln sich aber wie z.B. der neue Campground in Owaka. Unsere Suche führte uns schließlich zur bei Owaka gelegenen Woodstock Lodge & Camp, in der jedes Jahr das gleichnamige Festival ein Revival findet – leider erst nach unserer Abreise. In den Bereich der Catlins, nämlich nach Papatowai, fällt aber auch der unfreundlichste Supermarkt (samt zugehörigem Motorcamp) unserer gesamten Reise.

Da glänzen nicht nur Kinderaugen: Lolly Shop in Riverton

Zurück in den Norden der Südinsel

Mitte Januar wird in Nelson unser Auto fertig. Wir fahren wieder gen Norden, und zwar flott. Es geht durch Dunedin, vorbei an Oamaru – das übrigens einen schönen, historischen Stadtteil besitzt -, Timaru, Christchurch, den Weinbaugebieten oberhalt Christchurchs bis nach Kaikoura. Die letzten 40 bis 50 Kilometer werden zur Geduldsprobe. Vorher noch ein Viertel voll, leuchtet der Spritanzeiger auf. Keine Tankstelle weit und breit, und das kurvige Bergstraßen hoch und hinunter sowie wie letzten 20 Kilometer am Meer entlang. Parkmöglichkeiten gäbe es kaum. Irgendwann – kaum einer wagt noch ein Wörtchen zu sagen – erreichen wir Kaikoura und die rettende Tankstelle. Der Ort ist touristisch (Whale Watching Eldorado), aber wir fühlen uns trotzdem wohl. Wir übernachten in einem Motel, nur die Uferstraße trennt uns vom Kieselstrand. Es gibt hier nicht weit von uns entfernt Seelöwen und Albatrosse. Nicht zu vergessen: Kaikoura ist ein Crayfish (Rock Lobster) Zentrum. Leider ist die Delikatesse auch teuer: Etwa 80 NZD pro Nase sollen wir schon einkalkulieren, meint unser Vermieter. Wir sind sparsam, kaufen uns frischen Lobster und bereiten ihn selbst zu, begleitet von einem herrlichen Craggy Range Chardonnay. Bei 35 NZ-Dollar für das Kilo Lobster kommt Wehmut auf, wenn wir an die San Blas Inseln und ihre Lobster für 2 US-Dollar das Stück denken.

Mapua bei Nelson

12. bis 15.1.07 Die Gegend Richtung Abel Tasman hat uns gut gefallen. Nachdem wir sowieso nach Nelson müssen, suchen wir uns dort also eine Bleibe. Nelson selbst ist uns zu quirlig und die Uferstrasse mit dem Dauerstau nervt einfach. Mapua soll es werden. Leider hat der Mapua Leisure Park keine Kabinen mehr frei und dort zu zelten ist uns zu riskant, da Dauerregen angesagt ist. Wir finden noch ein kleines Chalet am Berg. Es war keine schlechte Wahl. Wir haben einen schönen Blick über die Bucht, nach Mapua mit seinem Minihafen ist es nicht weit. Kilian holt natürlich sofort die Angel raus. Wir gehen derweil Fisch essen. Die letzten Tage hier haben wir sportlich verbracht, u.a. auf der Driving Range. Unsere Golfabschläge werden wieder besser. Allerdings fehlt es noch weit. Steffie hat das Ziel, zum Ende des Neuseeland-Urlaubs wenigstens mit dem Anfänger-“Handicup“ von 54 über einen 18 Loch Platz zu kommen. Momentan ist das noch Utopie – was also alles über unsere Golfqualitäten aussagt. Aber hier in Neuseeland interessiert das niemanden und man wird nicht mal schief beäugt. Hauptsache wir treten die herausgeschlagenen Grasstücke wieder brav ins Grün – und wenn nicht, erledigen das die Schafe für uns. Nach der ausgiebigen Ruhe auf dem Grün steht uns der Sinn nach Abwechslung. Wir tauschen die Golfschläger gegen Staub und Lärm und gehen zum Speedway-Rennen.

Speedway-Rennen in Richmond b. Nelson.

Wanganui

17.1.07 Wir möchten so schnell es geht hoch nach Auckland. Die dauernde Ein- und Auspackerei wird uns zuviel. Ein kurzer Zwischenstopp führt uns nach Wanganui, die Stadt am gleichnamigen Wanganui River (auch der Rhein Neuseelands genannt). Wir sind positiv überrascht von einer Stadt, die noch etwas wie einen gewachsenen Stadtkern besitzt – und den tollsten Kinderspielplatz Neuseelands (so die Wertung unserer Kinder: eine glatte 1+). Wir übernachten in einer netten Ferienwohnung im ehemaligen Haus des Fährmannes „The Ferrymans“, mit direktem Blick auf den Fluss. Wir sind in der Zwickmühle: Unsere Kinder hätten noch gerne mit den elf Kindern unserer Vermieter gespielt, und Alfred mit deren Vater Timothy (einem Ex-Großschiff-Kapitän) über die Seefahrerei gefachsimpelt. Immerhin hat Timothy die Welt bei seinen Fahrten schon mehrfach umrundet. Doch das Heimweh zur „Verena“ gewinnt und wir verabschieden uns von der netten Familie. Unterwegs gen Norden wollen wir uns mit einem Freund aus Mittbach treffen. Treffpunkt: Irgendwo unterwegs auf einer eigentlich einspurigen Strasse am Flussufer entlang. Eigentlich können wir uns nicht verpassen. Doch das Unmögliche geschieht: Wir zweigen kurz 100 m von der Straße ab, um für zehn Minuten ein Marae, einen Versammlungsort der Maori, zu besichtigen. In diesem Moment müssen die beiden die Abzweigung passiert haben. Als wir telefonieren, sind wir dort, wo sie losgefahren sind – und sie dort, wo wir losgefahren sind. Es sollte wohl nicht sein. Wir werden das Treffen in Auckland nachholen.

Wieder in Auckland

19.1.07 Auckland hat uns wieder. Die letzten Nacht verbrachten wir in der Nähe von Hamilton bei einem netten Ehepaar im Homestay: Jean und Philip Newman. Philip ist erfolgreicher Vollblutzüchter und wir bekommen als „Abschiedgeschenk“ noch eine Farmtour per Quad, vorbei an gut ein Dutzend Stuten mit einigen vielversprechenden Fohlen, die gute Rennpferde werden könnten, sowie einigen Mastbullen. Morgens geht es zurück nach Auckland, endlich. Wohungssuche steht an. Die nächsten Tage schlafen wir wieder auf der „Verena“, die brav im Viaduct Harbour auf uns wartet.

24.1.07 Wir haben endlich eine Wohnung gefunden – in Fußnähe vom Boot, mit Pool und Fitnessraum. Alles geht schnell. Der Mietvertrag ist unterschrieben und das Auto mit dem Nötigsten vollgepackt. Wir können einziehen. Fehlen nur noch die Schlüssel. Wer hat sie? Der Übeltäter ist schnell ermittelt. Unser Sohn hat sich den Schlüsselbund geschnappt und ist Rad gefahren. Die Sache scheint klar: aus der Tasche gefallen, schlechterweise ins Wasser. Kleinlaut rufen wir die Vermieterin an und schildern unsere Lage: Sämtliche Schlüssel und Tokens für die Türen sind weg, 2 Stunden, nachdem wir sie erhalten haben. Sandy trägts mit Fassung, verspricht uns neue und einen Tag später ist es denn auch soweit und wir ziehen ein. Für Kilian heisst das: aus der Traum vom Lego Mindstorm. Das war die von uns verhängte Strafe.

30.1.07 Knapp eine Woche später die Überraschung. Steffie räumt die Kinderkabine im Boot auf, und was liegt unter einem McDonalds Spielzeug: Der Schlüsselbund. Erleichterung macht sich breit. Doch so einfach soll und Kilian nicht davonkommen. Alfred, von der Strafe ebenso betroffen wie der Sohn, gibt ihm ein Versprechen: „Kilian, wenn du jetzt ein Anchovis isst, dann bekommst Du (bekommen wir) den Lego Mindstorm.“ Kilian hält sich die Nase zu und runter damit. Bravo Leistung, der Lego Roboter ist damit verdient.

7.2.07 Die Schule geht los. Für Isabell ist es die Einschulung, die leider hier in Neuseeland nicht als besonderer Event gefeiert wird: Kind ab in die Schule und business as usual. Das tut uns für Bellchen leid, also bastelt Steffie eine gut gefüllte Schultüte. Ausserdem besuchen uns unsere Freunde von Zuhause, die ebenfalls in Neuseeland urlauben. Wir verbringen ein paar Grillabende, die genauso gut auf der anderen Seite der Erdkugel hätten stattfinden können – bei solchen Anlässen wird die Welt klein. 

Nachbarschaftstreffen auf der anderen Seite der Erde

18.2.07 Also, die Linie des Weißwurst-Äquators müssen wir neu definieren. Dank eines bayerischen Supermarkts, einer deutschen Bäckerei und fortschrittlichen Getränkemärkten fehlt es uns an nichts: Weißwurt, Brezn und Weißbier. Nur der gute Händlmaier Senf ist ausverkauft. Unsere Weißbiergläser hatten wir leider bereits in Bonaire entsorgt. So begnügen wir uns mit Weingläsern und Masterfoods Wholegrain Honey Mustard, das tut‘s zur Not auch. Die Neuentdeckung wird gebührend ausgenutzt und leergekauft. Wir essen Leberkäs mit Kartoffelsalat, Schweinebraten mit Knödel – und dann reicht es auch schon wieder und der Fischmarkt gewinnt. Übrigens ist aktuell auch chinesisches Neujahr, was hier mit riesigem Feuerwerk gefeiert wird.

Es wird nicht langweilig

Überraschungstreffen in Whangarei. Wir sind gen Norden gefahren, um Segelfreunden „Hallo“ zu sagen, die wir seit Franz. Polynesien aus den Augen verloren hatten. Als wir gerade ins Auto steigen wollen, ruft es plötzlich: „Verena“ ….das waren wir. Unsere Freunde von der Blue Sky stehen vor uns. Sie sind nach Australien gesegelt und per Auto auf Neuseeland-Rundreise. Die Freude war riesig und die Kinder spielten, als hätten sie sich nicht im Juli das letzte Mal gesehen. Eine Woche später treffen wir uns dann erneut bei uns in Auckland – und verabreden uns für Indonesien irgendwann im Herbst.

Wir feiern das Wiedersehen mit der Blue Sky

Und es war doch Murphy….

Am 11. März kam Anna aus Tasmanien zu Besuch. Sie möchte uns von Neuseeland bis Thailand oder vielleicht auch weiter begleiten. So trafen wir uns zum Vorab-Beschnuppern. Wir wollten nach Great Barrier Island segeln. Alles ist bereit, das Boot hing nur noch an den letzten beiden Leinen. Alfred startete den Motor: Nichts tat sich – Tahiti lässt grüssen. Es war wie verhext. Zwei Tage zuvor lief er noch einwandfrei. Wieder die leidige Motorsteuerung, die Alfred schon einige Liter Schweiß und einige Kilo Lebendgewicht kosteten. Also bliesen wir die Sache ab und machten statt dessen einen Landausflug an die Westküste nach Piha mit seinem schwarzen Strand und den schönen Wellen, die viele Surfer anziehen.

Piha Beach

Alfred ging währenddessen in sich und langsam verdichteten sich die Hinweise: Es war weder die obere Platine der Motorsteuerung, noch die untere. Das Touch-Panel war nicht wasserdicht. Die ausgiebige Bootswäsche hatte ihm wohl nicht gut getan. Damals im Pazifik war es vermutlich der stundenlange Dauerregen. Hätte man auch schon früher draufkommen können, könnte man sagen. Doch wie es der Zufall will, hatten sich Regen, Trockenheit und nicht fehlerfreie Austauschteile immer so kombiniert, dass die Ursache nie eindeutig klar war.

Mast ab

9 Jahre lang stand der Mast brav vertikal, also höchste Zeit, ihn einmal in die Horizontale zu bringen. Ausgiebiger Rigg-Check ist angesagt. Die Rigger bereiten alles vor, der Kran kommt pünktlich und endlich kann gezogen werden. 2,5 t Zuglast kommen dem Kranführer spanisch vor – das ist selbst bei einem 1,5 t Mast zuviel. Kein Wunder: Das Boot hängt noch dran. Der Mast war zu fest eingeklebt. Also fährt der Kran wieder weg und Alfred hämmert stundenlang die epoxy-ähnliche Masse heraus.

Zwei Tage später ist es dann soweit und er kann herausgehoben werden.

Rückkehr vom Heimatausflug

Zugegeben, dieses mal verlassen wir unsere bayerische Heimat etwas wehmütiger als im August, als wir nach Tahiti zurückflogen. In Neuseeland erwartet uns der Winter – und wer tauscht schon gerne Wind und Regen gegen 6 Wochen Sonnenschein ein? Der Rückflug verlief problemlos, bis auf etwas Trouble in Hong Kong. Da wir – als Weiterreisende per Boot – über kein Weiterflugticket verfügen, wollten uns die Air New Zealand Mitarbeiter dort nicht in die Maschine nach Auckland lassen. Alfred wurde es genehmigt, da er beweisen konnte, dass er der Besitzer des Bootes ist und mit diesem auch nach NZ eingereist war. Aber für Steffie und die Kinder sollte das nicht gelten. Wir waren ziemlich verzweifelt, vor allem nachdem man dort auch kein Schreiben von Alfred akzeptieren wollte, in dem er uns als Crew bestätigt. Den Vorschlag, ein nicht erstattungsfähiges Weiterflugticket für uns zu erwerben, lehnten wir ab. Zehn Minuten vor Abflug war man dann doch bereit, eine handgeschriebene Bestätigung zu akzeptieren und wir konnten alle zusammen weiterfliegen.

Wir leben uns wieder ein

Das Schiff ist immer noch unbewohnbar, so ziehen wir in ein Haus direkt bei der Schule. Wir trauern der alten Wohnung nach. Hier zieht es durch sämtliche Ritzen in den Wänden und Türen. Immerhin liegt das Haus für die Kinder günstig – 2 min. Fußweg zur Schule, was will man mehr. Beide finden sich wieder schnell in ihren Klassen zurecht. Bella erhält sogar eine Einladung zur Geburtagsparty ihrer Freundin Katherine.

Wir fiebern mit – um halt eins nachts vor der Americas Cup Großleinwand

Anfang Juni stößt auch Anna zu uns, die uns künftig begleiten wird. Sie ist aus Tasmanien und Bordsprache ist jetzt englisch, womit die Kids überhaupt kein Problem haben. Kilian quasselt ganz ordentlich und Bella pflegt noch den Filser-Stil mit einer eleganten Mischung aus Deutsch-Englisch, aber auch sie wird täglich besser.

Ausflug nach Coromandel

Anfang Juni feiert man hier den Geburtstag der Queen. Wir nutzen das verlängerte Wochenende und besuchen noch einmal Annegrit und Jessica mit ihren tollen Wochenend-Cottages in der Coromandel. An diesem Traumplatz kann der Abschied von Neuseeland schon schwerfallen.

Blick über Coromandel

Unsere neue Verena

Wie neu sieht sie wieder aus, unsere „Verena“ – gespritzt vom Kiel bis zur Mastspitze.

„Verena“ liegt runderneuert am ehemaligen Pier des Alinghi-Teams

Alfreds Liste ist zwar immer noch lang, aber langsam kommt Abschiedsstimmung auf. Uns graut vor dem Proviantieren, den Bergen an Dosen, Tetrapaks, Plastikflaschen, Nudelsoßen und Nudeln und vielem mehr. Gerade bei letzteren haben wir gut zugeschlagen. Wer weiß, wann wir wieder Barilla-Spaghetti kaufen können. Unser Bestand reicht nun für 2 Monate täglich Spaghetti essen – Penne und Lasagne nicht mit eingerechnet.

Mittlerweile wohnen wir wieder auf dem Boot. Gott sei Dank. „Verena“ ist jetzt unser Zuhause – da bietet selbst die tollste temporäre Wohnung keine Alternative. Den Kindern fiel der Abschied von der Schule schwer und beide beteuern: „Wir kommen wieder einmal hierher.“ Ach ja, und Kilian hat die Badetemperatur des Auckländer Hafenbeckens getestet. Von der Sonne geblendet, so seine Erklärung, lief er hinter Verenas Heck vorbei geradeaus ins Wasser hinein. Natürlich leisteten wir von seinem lauten Schreien aufgeschreckt erste Hilfe. Doch wie sagt man so schön: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

„Come on, Kiwis, come on!“

Dieser lautstark geäußerte Anfeuerungsruf stammt nicht von uns, sondern von einer etwas angetrunkenen Auckländerin, mit der wir gemeinsam das erste Rennen des Team NZ gegen Alinghi verfolgten. Genau im Gebäude hinter uns hat die Stadt Auckland einen Großbildschirm aufgestellt und einen Pub-Betrieb ins Leben gerufen – solange der Americas Cup dauert. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Heimlich schleichen wir 3 Erwachsenen uns um Mitternacht vom Boot und gesellen uns zu den Auckländern, die gekommen sind das Rennen anzusehen. Leider verliert das Team NZ nach einem guten Start. Die Enttäuschung ist in den Gesichtern der mitfiebernden Zuschauer zu lesen. Den Kiwis wäre ein Sieg wirklich zu wünschen. Welches Team kann schon eine solch‘ begeisterte Fangemeinde aufweisen.

Leinen los – auf nach Opua

Hurra, wir sind wieder unterwegs. Am 28. Juni 2007 um 14 Uhr lösen wir unsere Leinen und verlassen bei strahlendem Sonnenschein die Viaduct Harbour Marina, Auckland – natürlich nicht, ohne uns den Abend zuvor mit den leckeren Sushi-Train Sushis vollgestopft zu haben. Wer weiß, wann wir wieder solche Super-Sushi bekommen. Bye, bye Auckland. Unser nächstes Ziel ist Opua, Bay of Islands. Es wird nur ein Zwischenstopp sein, bis wir ein günstiges Wetterfenster für die Fahrt nach Norden erwischen. Die Überfahrt war relativ gemütlich mit 15 bis 25 kn am Wind und wenig Welle. Nur die letzten Seemeilen der etwa 150 nm langen Strecke wurden wir vom Schwell etwas hin und her geschaukelt. Hier in Opua geht es beschaulich zu. Ein paar andere Schiffe sind ebenfalls noch hier und warten auf passendes Segelwetter. Der Ort bietet nur ein Restaurant und – für Kilian besonders interessant – ein abgetakeltes Schiff der Navy direkt neben unserem Liegeplatz. Es soll als Tauchziel versenkt werden.

Das Restaurant mussten wir sofort ausprobieren. Wir hätten es besser nicht getan. Nehmt in der Gegenwart von Steffie bitte nie mehr das Wort Austern in den Mund. Nach 6 frittierten Austern und einem schönen, leckeren Fischgericht testete sie nämlich die ganze Nacht die Funktionsweise der Bordtoilette. Fazit: Lieber ein schlechtes Bier als eine schlechte Auster.

Das Wetter wird wieder schlechter und wir können mit 40 kn Wind rechnen. So vertreiben wir uns den Tag mit lesen, basteln, Website Update etc. Um 17 Uhr ein Lichtblick: Wie wir heute auf der Funke gehört haben, bringt der deutsche TO-Stützpunktleiter leckeres Brot in die Marina. Nichts wie hin. Apropos Brot: Wir haben jetzt eine Brotbackmaschine an Bord und wir können sie nur empfehlen. Das Ding läuft problemlos über den Inverter und beliefert uns morgens mit frisch duftendem Brot.

4.7.: Wir warten – nicht auf Godot, sondern auf ein stabiles Hoch, das uns die Überfahrt nach Neukaledonien einigermaßen erträglich macht. Da wir aber eigentlich nicht warten wollen, überlegen wir also täglich, ob wir vielleicht nicht doch trotz schlechterer Konditionen fahren sollen, gemäß dem Motto „es kann nur besser werden.“ Also los zum Bunkern der frischen Sachen, um zwei Stunden später dann doch zu entscheiden: Wir warten weiter, so wie die anderen Segler hier, die wie wir auf Kohlen sitzen und lieber heute als morgen die Fahrt nach Norden in Angriff nehmen würden. Momentan ist Samstag, der 7. Juli, als Abfahrtstermin geplant. Wir wären dann etwa am 13./14. Juli in Nouméa, Neukaledonien.

Tag 10 in Opua: Wir sind immer noch hier und werden es wohl auch noch weitere Tage bleiben. Erst Ende nächster Woche könnte sich ein Wetterfenster auftun. Hoffen wir‘s. Mittlerweile sind wir auch Kursänderungen gen Nordosten in Richtung Tonga oder Fiji nicht mehr abgeneigt, wenn es das Segeln möglich macht. Immerhin sind wir nicht allein. Etwa 17 Leidgenossen wollen gen Norden. So trifft man sich ein paar mal wöchentlich zum Bier im Yachtclub und spricht über das, was uns derzeit am meisten bewegt: das Wetter. Die Vorhersagen ändern sich laufend und machen eine Planung schwierig.

8. Juli 07: Wir vertreiben uns die Zeit und cruisen in der Bay of Islands. Naja, cruisen ist übertrieben, es ist eher ein Ausflug: Wir fahren für eine Nacht auf Roberton Island. Beim Anlanden erfahren wir neuseeländische Gastfreundschaft, wenn es darauf ankommt, Fremde vom Betreten des eigenen Grundes abzuhalten – was wir gar nicht vor hatten. Wir wollten nur an der vorgelagerten Rampe unser Dinghy hochziehen. Dass sich dahinter Privatgrund befand, war nicht ersichtlich – denn ausnahmsweise war dieser einmal nicht eingezäunt. Obwohl Strand und angeblich auch die Piers grundsätzlich öffentlich sind, werden wir sehr deutlich gebeten unser Dinghy einige hundert Meter weiter am Strand abzustellen.

Roberton Island mit Blick über die Bay of Islands

10. Juli 07 – Der Sturm: Schon nachts pfiff es uns mit 40 kn in Boen um die Ohren und brachte uns – immer mit einem Ohr am Windalarm – um den Schlaf. Am Morgen des 10.7. frischte der Wind dann auf bis zu 70 kn auf und blies so bis zum Nachmittag. Die Segler hier organisierten sich nationenübergreifend, und versuchten den Booten zu helfen, die teilweise Leck schlugen oder von den Moorings rissen und durch die Gegend trieben. Ein dänisches Stahlboot riss sich los, manövrierunfähig durch eine Leine im Propeller, und drohte auf Grund zu laufen. Die beiden Segler hatten Glück im Unglück, erwischten kurz vor Land eine neue Muringleine und konnten sich so gerade noch rechtzeitig sichern. Wir Segler in der Marina verfolgten ihr Schicksal über den Funk, hatten aber keine Möglichkeit, ihnen zu helfen. Von den örtlichen Motorbooten mit eventuell stärkeren Motoren war niemand zur Stelle und mit unseren schwach motorisierten Dinghies war es unmöglich und selbstgefährdend, gegen den starken Schwell und Wind anzufahren. Ein großer Taiwan-Clipper trieb mit slippendem Anker durch den Hafen – vom einhand-segelnden Besitzer vergeblich daran gehindert. Alfred und andere Segler fuhren schließlich hinüber und halfen ihm, uns gegenüber festzumachen. Sein Boot – auf der falschen Seite des Piers – gebärdete sich wie ein wildgewordenes Pferd, das drohte auf den Ponton zu springen. Anschließend trieb ein Traditionssegler (zu diesem Zeitpunkt noch unbemannt) zu unserem Pier und auf die in der Nähe an der Boje liegenden Boote zu. Wir lagen dank des alten Navy-Schiffs neben uns recht ruhig, da es uns den Schwell abhielt. Einige der wenigen Unanehmlichkeiten waren, dass wir durch die Aktionen recht nass wurden, eine schlampig festgemachte Klampe aus dem Teak riss und ein mehrstündiger Stromausfall unsere Internet-Verbindung killte. Aber das war die Ausnahme. Einige Segler hatten große Probleme und nicht unberechtigt Angst um ihr Schiff.

13. Juli 07 – Am Freitag den 13ten, um 10.30 Uhr lösen wir die Leinen und steuern Richtung Neukaledonien. Wir sind doch froh, endlich loszukommen. Der Wind und das kalte, regnerische Wetter ging uns letztlich doch auf die Nerven und wir freuen uns auf ein wärmeres Klima.